Respekt des Arbeitgebers vor dem Bewerber Fehlanzeige?

Nachdem ich jetzt seit letztem Donnerstag wieder auf dem (Arbeitslosen)Markt bin, geht es natürlich auch wieder ins Karussell der Bewerbungen und Vorstellungen.

Doch manchen Firmen, bzw. den dort für das Personal verantwortlichen Personen scheint das Wort Respekt oder die Bedeutung des selbigen im Hinblick auf die Bewerber - und somit möglichen künftigen Angestellten - (immer noch) abzugehen. Und das, obwohl in unserem Land immer häufiger geklagt wird, das es den Unternehmen an (Fach)Arbeitern mangelt!

Wenn sich der Bewerber in manchen Fällen so verhalten würde, wie es manch ein Personalverantwortlicher in den Unternehmen tut, bräuchte er sich keine Hoffnung darauf zu machen, jemals irgendwo eine Unterschrift unter einen Arbeitsvertrag setzen zu dürfen.

Doch der Reihe nach!

Mir war bei dem letzten Job mehr oder minder schon nach einem Monat klar, das die Zusammenarbeit von meiner Seite früher oder später beendet wird. Je früher desto besser.

Verantwortlicher vereinbart Termin und geht in Urlaub

Also habe ich regelmäßig in der regionalen Tageszeitung ein Stellengesuch inseriert. Mal mehr auf die Richtung Kraftfahrer gerichtet mal offener gehalten. Auf das letzte Inserat meldete sich der hiesige Fuhrparkleiter einer Firma, die für einen Arzneimittelgroßhändler die Apotheken in der Region beliefert.

Man bestellte mich für den nächsten Tag in die vor Ort befindliche Niederlassung, um mit dem Personalverantwortlichen aus der Zentrale zu sprechen. Ihn selber träfe ich nicht an, da er am Abend in den Urlaub ginge - was ich jedem von Herzen gönne.

Dumm nur wenn man dann vergisst, den vereinbarten Termin auch dem entsprechenden Ansprechpartner mitzuteilen.

Ich schlug dort pünktlich zur vereinbarten Zeit auf. Dem stellvertretenden Fuhrparkleiter (FPL) hatte man den Termin wohl weiter gegeben. Zumindest wusste er, das dort jemand auftauchen würde, um sich vorzustellen. Er tat alles, damit mein Aufenthalt dort so angenehm wie möglich verlaufen sollte. Doch wenn man nur kommt um 20 Minuten später unverrichteter Dinge wieder zu gehen ist das schon ärgerlich.

Der gute Mann telefonierte schließlich mit der Zentrale und fragte, wo der Chef denn nun bliebe - und erfuhr erst jetzt, das der von nichts was von wusste. Also versuchte er zumindest, einen Personalfragebogen per Fax aus der Zentrale zu erhalten - was auch nicht funktionierte. Ich trottete dann also, ohne auch nur einen Schritt weiter zu sein, wieder von dannen. Mit der Vereinbarung, das man mich kurzfristig anrufen würde, wenn der Personalchef wüsste, wann er hier in die Niederlassung käme.

Tags drauf klingelte dann das Telefon, und wir - der stellv. FPL und ich - verabredeten den Termin eine halbe Stunde später. Natürlich erschien ich pünktlich vor Ort. Wer nicht da war, war der Personalchef. Und so füllte ich dieses Mal zumindest den jetzt vorliegenden Personalfragebogen aus.

Mit der Zusage, das man sich in den nächsten Tagen melden würde, fuhr ich 20 Minuten später wieder nach Hause.

10minütige Verspätung des Personalchefs - ohne Wort der Entschuldigung

Letzten Mittwoch rief man mich dann an, um mich für den Donnerstag in die Firma zu bestellen. Fünf Minuten vor der terminierten Zeit war ich am Ort des Geschehens. Doch weder wussten die anwesenden Fahrer, wo der stellvertretende Fuhrparkleiter sich rumtrieb, noch war der Personalchef aufzutreiben.

Letzterer tauchte dann nicht ganz 10 Minuten nach der vereinbarten Zeit auf. Aber entschuldigen brauchte er sich dafür anscheinend nicht. Jedenfalls fielen keine entsprechenden Worte.

Wir setzten uns dann in einen für jeden zugänglichen Raum, in dem der FPL seinen Schreibtisch hat. Und so geschah es dann natürlich, das mal jemand von der Arzneimittelfirma dort durchlief, ein Fahrer sich dort kurz aufhielt und sogar ein anderer Bewerber sich dort meldete.

Kurz um: ganz so ungestört, wie man das eigentlich bei einem Vorstellungsgespräch kennt, waren wir nicht. Der Personaler redete, und ich hörte ihm zu. Er erzählte wie das so abläuft in der Firma, das man Zeit bekäme sich einzuarbeiten und ich durchaus gute Chancen hätte - trotz meines 'chaotischen' Lebenslaufes. Zudem sagte er auch, das die ersten beiden Jahre jeweils befristet wären. Aber das Thema Gehalt wurde gar nicht angeschnitten.

Das Gespräch war dann nach 10 Minuten mehr oder minder abrupt vorbei. Quasi nach dem Motto: Draußen wartet ja schon der nächste Kandidat. Ich wurde gar nicht erst gefragt, ob ich noch (weitere) Fragen hätte.

Mit der Zusage, sich persönlich am nächsten Tag zu melden, verabschiedete er mich dann.

Ich hing also am vergangenen Freitag mehr oder minder immer in der Nähe meines Telefons - gut, als Arbeitsloser hat man wohl sonst auch nichts anderes vor oder zu tun. Mittags um 12 war mir dann klar, das ich an diesem Tag nicht mehr auf einen Anruf warten müsse. Schließlich geht man auf der Angestelltenstufe eines Personalers, im Gegensatz zum niederen Fußvolk, zeitig ins Wochenende.

hohe Anforderungen an Bewerber - aber nur Mindestlohn zahlen

Montagvormittag dann meldete sich - welch Überraschung - nicht der Personaler, sondern der stellvertretende Fuhrparkleiter und fragte mich, ob ich an dem Job noch interessiert sei. Ich war durchaus interessiert, aber mit nur dem Mindestlohn auf wohlmöglich langfristige Sicht war ich nicht wirklich einverstanden.

So fragte ich den Gesprächspartner dann, wie lange man denn Mindestlohn zahlen würde. Und er erklärte mir, das dies (wohl seines Wissens nach) das ganze erste Jahr so liefe. Daraufhin sagte ich ihm kurzentschlossen ab.

Klar, mit dem Mindestlohn verdient man immer noch mehr als man mit dem ALG I bekommt. Aber ich fühle mich so einfach nicht respektiert.

Ich steuere nun langsam aber sicher auf die 50 zu. Seit 1996 bin ich - mit ca. 6 Jahren Unterbrechung als Kraftfahrer tätig. Davon 12 im Bereich Transport und Kurier.

Mit dem Mindestlohn speist man in meinen Augen ungelernte, nicht oder nur sehr gering qualifizierte Bewerber ab. Aber keine Leute, die einen Erfahrungsschatz haben, wie ich ihn vorweisen kann.

Man erwartet Qualität, Zuverlässigkeit, Kundenfreundlichkeit, Eigeninitiative usw.. Doch will man eigentlich nur die bloße Anwesenheit bezahlen? Das passt doch nicht zusammen.

Bei mir kommt noch hinzu, das ich bei meinem gerade zu Ende gegangenen 'Engagement' ein Bruttogehalt von 2.300 Euro bekommen habe. Was im Transportwesen mehr oder minder auch nur am unteren Ende angesiedelt ist. Aber ich fahre ja auch 'nur' 7,5t und keinen Sattelzug. Zudem war ich ja in der Mehrzahl der Tage vorwiegend im Tagespendelbereich unterwegs.

Zusage bei Respektvollem Umgang auch bei Mindestlohn

Es hätte nichts dagegen gesprochen, dort zuzusagen, wenn der Mindestlohn nur kurzfristig gezahlt wird, und man vielleicht nach einem Quartal eine Erhöhung vornimmt. Denn nach drei Monaten kennt man den Angestellten. Man weiß dann sicher schon zu 90% ob man ihn am Ende der Probezeit übernehmen wird oder nicht.

Aber im Zusammenspiel dieses Aspektes mit dem dort vorgefallenen, dem Bewerber gegenüber Respektlosen, Verhalten konnte ich nicht zusagen. Denn es bringt weder mir etwas, wenn ich weiterhin suche und vielleicht schon nach ein paar Wochen wieder den Job wechsele. Noch bringt es dem Unternehmen etwas, wenn es dann wieder auf Bewerbersuche gehen muss.

Manches, was dort passiert ist, kann man sicher unter dem Aspekt dumm gelaufen verbuchen. Aber wenn ich als Bewerber zu dem Personaler sagen würde: Sie hören morgen von MIR und lasse dann ein Familienmitglied dort anrufen um evtl. zuzusagen, würde der sich verarscht vorkommen und mich sehr wahrscheinlich ausbooten. Genauso würde es sicher passieren, wenn ich fast 10 Minuten zu spät zum vereinbarten Termin erscheinen würde, ohne mich zu entschuldigen. Also quasi so zu tun, als wäre das alles nicht so wichtig.

Dann würde man auf Seiten des zukünftigen Arbeitgebers sagen, der respektiert uns nicht also nehmen wir ihn nicht.

Ein Bekannter, der stellvertretender Niederlassungsleiter eines Deutschlandweit agierenden Transport- und Kurierunternehmens ist, schrieb mir folgendes, nachdem ich ihn schilderte, was mir widerfahren war:

es ist schon sehr bedauerlich, dass in der Transportbranche noch immer so schlechte Manieren vorherrschen. Bei dem AG hast Du nichts verloren. Hoffe, dass es bei Dir auch bald klappt.

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen!

Ich habe jetzt 3 weitere Bewerbungen laufen. Eine davon direkt bei DHL. Und der Stundenlohn, den man dort zahlt, entspricht dann schon eher dem, was man als Respekt vor der Arbeit der Post- und Paketboten bezeichnen kann.

Update:

Kurz nach der Absage habe ich der Betriebsleitung in Lübeck eine Mail geschickt, in der ich unter anderem schrieb, das ich die Bewerbung beendet habe und gebeten, mir meine Bewerbungsunterlagen zurückzuschicken.

Nachdem trotz der Bitte die Unterlagen bis gestern nicht eingetroffen waren, schrieb ich erneut an die Damen und Herren, mir doch bitte die Unterlagen zukommen zu lassen.

Heute mittag schalte ich den PC an, öffne Outlook und finde die Antwort vor, in der es wörtlich heißt

es liegen uns keine Bewerbungsunterlagen mehr vor

Das rundet das schlechte Bild ab, was ich von der Firma gewonnen habe. Ich vermute zwei Dinge: Entweder hat man die Bitte nicht nach Lüneburg kommuniziert, oder falls der Personalverantwortliche die Unterlagen mitgenommen hat, sind die in der Ablage P gelandet.

Ich muss also wirklich froh sein, das ich die Bewerbung gecancelt habe. Wer weiß, was da sonst noch hinsichtlich der internen Kommunikation nicht so läuft, wie es sollte.


3 Gedanken zu „Respekt des Arbeitgebers vor dem Bewerber Fehlanzeige?“

  1. Bei DHL ein bisschen aufpassen. Die zahlen gut aber man wird dazu „ermuntert“ auf Sollzeit statt Istzeit zu arbeiten. Das heißt, egal wie lange du arbeitest, du wirst immer gleich bezahlt und die Strecken sind dementsprechend vorteilhaft für das Unternehmen bemessen, dass man am Ende dann sogar weniger als Mindestlohn bekommen kann und einem noch die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Plus massig Zeitverträge teils über viele Jahre hinweg unter Zuhilfenahme von Tricks (nach dem Motto: erst den kranken Mitarbeiter ersetzt, dann den und dann den). Nimm dir meinen Tipp vom letzten Kommentar zu herzen und mach was online. Wenn in 10 Jahren die LKWs alleine fahren oder Drohnen übernommen haben, wirst es mir danken 😉 LG Bibi

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  2. Die Sitten verrohen immer mehr, scheinbar auch in der Arbeitswelt. Manch einer denkt wohl wirklich, er hätte einen moralischen Freifahrtschein, nur weil er derjenige ist, der mit den Scheinen wedelt. Ich halte es da tatsächlich so, wie Du schon so schön vorschlägst: Verhält sich mein Gegenüber mir gegenüber unverhältnismäßig respektlos, bekommt er Respektlosigkeit zurück. Die meisten merken es und machen es dann beim nächsten Mal dann auch schon wieder anders. Aber, bei dem Arbeitgeber hast Du wohl tatsächlich einfach nichts verloren!

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  3. Mein „bestes“ Erlebnis war, dass man mir sagte, dass ich zu alt für das Team wäre. Schade, dass ich keine Zeugen für diese Aussage hatte. Da ich eventuell bis 68 arbeiten muss, ist man mit 48 wohl noch ein bisschen zu jung um zu alt für ein Team zu sein.

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