Was mache ich nur falsch?

Etwas mehr als drei Jahre lief es zuletzt gut, so das ich mir über einen Jobwechsel keine Gedanken machen musste.

Doch zuletzt gab es bei meinem letzten Arbeitgeber gewaltige finanzielle Probleme, weshalb ich mich entscheiden musste / entschieden habe, den Job zu kündigen. Das ist mir gewaltig schwer gefallen, weil ich mich dort überaus wohl gefühlt habe.

Aber wenn das Gehalt nur noch überwiesen wird, wenn genügend Geld reinkommt, und weil ich ja eh ein gebranntes Kind bin, habe ich die in meinen Augen klügere Option gewählt, bevor mein nächster Chef in die Insolvenz rauscht, und ich ohne Kohle dastehe.

Doch schon nach nur 4 Wochen im neuen Job bin ich wieder auf Jobsuche.

Eigentlich ging es noch schneller. Schon nach zwei Wochen war meine Arbeitsleistung dem neuen Chef nicht gut genug. Und er entschied sich, mich wieder als Kraftfahrer einzusetzen. Denn wir hatten vereinbart, das es ein Bürojob mit Kraftfahrertätigkeit wird, um an meine Gehaltsvorstellungen heranzureichen. Rauswerfen wollte er mich nicht, da ich mir – wie er sagte – nichts zu Schulden hab kommen lassen.

Das rechne ich ihm durchaus hoch an.

Einer meiner ‚Fehler‘ war, das ich ihm zu langsam gearbeitet habe, bzw. aus meiner Sicht zu gründlich.

Neuer Chef schon nach 2 Wochen unzufrieden

Zugegeben, ich brauche eine gewisse Anlaufzeit, um in neue Aufgaben hineinzuwachsen. Das war auch bei meinem vorherigen Job der Fall. Da habe ich in den ersten zwei Monaten auch den einen oder anderen Schnitzer gehabt, der ärgerlich war. Aber man hat mir die Chance gegeben das besser zu machen. Und das wurde es dann ja auch.

Doch das mir meine Gründlichkeit zum Verhängnis wird, ist schon seltsam.

Als Beispiel: Die Fahrer bzw. die Wagen werden per GPS überwacht. Ich sollte morgens dann schauen, wer sich über die Vorgabe, nicht schneller als 120 km/h maximal aber 130 zu fahren, hinweg gesetzt hat. Das hat bei mir mit rund 20 bis 30 Autos etwas gedauert. Nicht nur eine Viertelstunde, wie es mein Chef macht. Denn er schaut quasi nur, wer in Zonen mit Tempo 80, 100 oder 120 zu schnell gewesen ist. Denn die werden in dem Flottenprogramm rot markiert.

Wer aber auf einer Strecke ohne Tempolimit zu schnell unterwegs ist, wird nicht angezeigt. Denn wo schneller als 120 oder 130 gefahren werden darf, überschreitet man ja keine Geschwindigkeitsgrenze. Also wird das in der neutralen Farbe dargestellt.

Ich habe in den 2 Wochen, in denen ich im Büro arbeiten durfte, eine Handvoll Fahrer erwischen müssen oder können, die eben auf diesen Streckenabschnitten gerast sind. Wie man das bei den 500 bis 800 Kilometern, die die Fahrer pro Nacht abreißen, in 15 Minuten erreichen soll, ist ein Geheimnis das man mir bislang nicht verraten hat.

Ein Problem war auch die Umstellung vom ziemlich freien Arbeiten im Vorgängerjob hin zur fast totalen Kontrolle. Vorher musste nur das Ergebnis stimmen. Wie man es erreichte, war egal. Jetzt wurde auch vorgegeben, wie ich zum Ergebnis zu kommen habe.

Auch hier ein Beispiel: Für ein Unternehmen lagern wir Ware ein. Weil ein Lieferant am Vortag nicht mehr erschienen war, nachdem wir ihm morgens um 7 sagten, vor 9 h entladen wir nicht, bekam die Firma Produktionsprobleme.

Als der Fahrer dann auftauchte, beluden wir (Chef und ich) 2 Sprinter. In einem davon war die etwas wichtigere Ware. Er machte die Ansage, welchen Wagen ich zuerst zur 1 Kilometer entfernten Firma fahren sollte – und ich nahm leider den falschen. Mir ist bis heute nicht ganz klar ersichtlich, was 10 oder 15 Minuten ausmachen, wenn man einen satten Tag auf die Ware warten musste.

Chef kam dann mit dem anderen Sprinter hinterher gerauscht, stieg in den schon entladenen um und fuhr wieder zurück.

Gründlichkeit sorgt für langsames Arbeiten

Vor 14 Tagen hatten wir dann das entsprechende Gespräch: Ich sei zu langsam, zu unkonzentriert und würde, statt ihn zu entlasten für Mehrarbeit sorgen.

Wie gesagt: Ich habe Fehler gemacht – gar kein Thema. Auch welche, die mit dem Umstieg vom Kraftfahrer in die Büroarbeit nicht unbedingt zusammengehören. Aber ich hätte mir schon gewünscht, mehr Einarbeitungszeit zu bekommen.

Depression
die momentane Situation im Arbeitsleben macht mich (fast) Depressiv

Nun fühle ich mich dort wie das fünfte Rad am Wagen! Und ich bin in einen / den (wie ich es nenne) Fehler-Verhinderungs-Modus gefallen. Weil jeder Fehler, den ich jetzt mache, könnte der sein, der zuviel ist.

Wenn möglich, fahre ich eine der täglich 4 Touren nach Dänemark und zurück. Aber dafür sind eigentlich genügend 450 €-Kräfte eingestellt. Und die wollen natürlich auch ihr Geld verdienen. Ist bei den 4 Touren kein Plätzchen frei, mache ich etwas Büroarbeit oder ich überprüfe die Fahrzeuge auf ausreichend Betriebsstoffe oder fahre sie zum Waschen.

Klar, ist besser als Stütze vom Amt kriegen zu müssen. Aber abendfüllend ist es eben auch nicht.

Diese Woche hatte ich eineinhalb Tage Hofdienst. Hinzu kommen dann noch 3 Stunden (inklusive An- und Abfahrt), um beim Paketdienst in Hamburg darauf zu warten, ob vielleicht eine Tour gen Süden abfällt – was nicht der Fall war. Donnerstag habe ich es dann glatt auf 4 Stunden gebracht. Zusammengenommen nicht ganz 28 Stunden. Bei einer Abrechnung auf Stundenlohn-Basis echt nicht berauschend.

Wo liegt mein Fehler bei der Arbeitgeberwahl?

Ich frage mich jetzt mal wieder: Was mache ich bei der Wahl meiner Arbeitgeber nur falsch?

Zugegeben: Hätte ich auf meinen Bauch gehört, hätte ich diese Sorgen jetzt nicht. Denn das Magengrummeln war nicht zu verdrängen. Aber ich hätte eben die Unsicherheit, wie lange das mit der alten Firma noch gut gehen mag.

Ich bin der Überzeugung, das ich mit meiner Vita – auch wenn sie von Zeiten der Arbeitslosigkeit durchzogen ist – mehr leisten kann, als ’nur‘ Kraftfahrer zu sein!

Als gelernter Kaufmann im Einzelhandel, mit 4 Jahren Erfahrung im Büro – auch wenn es schon über 20 Jahre her ist und ’nur‘ bei der Bundeswehr war – und mit nun bald (mit der Tätigkeit als Taxifahrer) 13 Jahren in der Speditions- bzw. Logistikbranche denke ich, das ich mir da nicht zuviel abverlange, wenn ich das Ziel vom Umstieg in eine Büro- bzw. Lagertätigkeit verfolge.

Doch warum gerate ich immer wieder ins solche Arbeitsverhältnisse?

Ich möchte eigentlich ’nur‘ die beiden Dinge: Endlich geregelte Arbeitszeiten und natürlich auch ein gewisses Einkommen.

Das muss doch möglich sein, ohne das ich dauernd ‚…und täglich grüßt das Murmeltier‘ erleben muss – oder etwa doch nicht?

6 Gedanken zu „Was mache ich nur falsch?“

  1. Also ich kenne keine Einarbeitung. Du hast was gelernt und musst das selbständig anwenden. Hab in den letzten 13 Jahren 3 Arbeitgeber gehabt und ab den ersten Tag gearbeitet ohne Einarbeitung.

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    • Hallo Andrea!

      Einarbeitung ist in dem Sinne gemeint, das meine hauptsächlichen Tätigkeiten in den vorherigen Jobs ja in einem ganz anderen Bereich stattfanden. Wenn das jetzt das gleiche wäre, würde ich Dir ohne Einwände zustimmen.

      Aber es ist eben durchaus eine Umstellung, von 9 Stunden im Lkw / Sprinter auf 9 Stunden im Büro.

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  2. Eine „vernünftige“ Einarbeitungsphase kenne ich auch nicht. Ich bib gelernte Kauffrau für Bürokommunikation, habe nach meiner Ausbildung bei einer Privatbank im Service und Vertrieb gearbeitet. Anschließend bin ich gegangen und nach ein paar Aufs und Abs als Assistentin der Geschäftsführung in der Bau Branche „gelandet“. Eine Einarbeitungsphase hatte ich nirgends. Es war überall ein „Learning-by-doing“-Ding.

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    • Klar ist doch, das niemand sagen wird: Chef, ich benötigte aber eine Einarbeitungsphase“ oder der Chef dem Angestellten sagt: „Arbeite Dich mal erst richtig ein“.

      Ist dieses ‚Learning by Doing‘ nicht doch auch genau das: Eine Einarbeitungsphase? Vor allem wenn man – zwar nicht völlig Branchen- bzw. Tätigkeitsfremd aber doch mit einem völlig anderen Background daherkommt?

      Ich rede ja hier nicht davon, das ich frei nach dem Motto ‚So Chef, nun zeig mir mal, wie das hier läuft‘ erwartet hätte, die Dinge gezeigt zu bekommen.

      Ganz klar kreide ich mir da auch einige Dinge an – vor allem, das ich da eben zum Teil nur halb hingehört zu haben scheine. Trotzdem finde ich 14 Tage doch schon einen krassen Zeitraum, um jemanden endgültig zu beurteilen.

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  3. Also nach zwei Wochen bereits ein Urteil über dein Können in dem Job zu fällen und daraus direkt Konsequenzen erwachsen zu lassen finde ich übertrieben und unprofessionell. Schlechtes Management eben. Normalerweise würde ich mit mindestens 3 Monaten Einarbeitungsphase rechnen, wo Sachen eben noch falsch laufen. Und bei dir war es ja eigentlich ein Missverständnis. Denn hätte dein Chef dir gesagt, dass du nur die roten Abschnitte prüfen sollst, wärst du auch schneller gewesen. Dass du mehr Arbeit erzeugst, als du abnimmst ist am Anfang aus meiner Sicht komplett normal.

    Was ich dir empfehlen würde: Mach ein paar Online Kurse. Da du diesen Blog hast, vielleicht auch im Bereich der neuen Medien. SEO, SEM, Google Zertifikate und so weiter. In 10 Jahren fahren eh alle Kraftwagen automatisiert. SEO und SEM Skills werden so schnell jedoch nicht aus der Mode kommen. Dann kannst du vielleicht sogar als Freelancer arbeiten. Zumindest aber wirst du keine Probleme haben einen „anständigen“ (im Sinne von gut bezahlten und relativ sicheren) Job zu finden.

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    • Hallo Birgit!

      Danke für Deinen Kommentar!

      Mit dem Chef, um den es in dem Artikel geht, habe ich ja fast noch ‚Glück‘ gehabt. Den absoluten Bodensatz habe ich ja jetzt zu fassen gehabt.

      Diesem – meinem jetzigen Chef – habe ich gestern die Kündigung in die Hand gedrückt. Dienstag ist dort mein letzter Arbeitstag.

      Bei einem erneuten Gespräch am Dienstag wären mir fast die Tränen gekommen. Da hab ich mir dann von meinem Hausarzt die Zusage geholt, das er mir einen entsprechenden Bericht für die Agentur schreibt, das ich aus gesundheitlichen Gründen kündigen musste.

      Ja, das mit SEO und Webseiten habe ich auch schon oft überlegt. Und irgendwie muss es wohl letztlich in diese Richtung (der eigene Chef sein) laufen, wenn ich meine Vergangenheit so Revue passieren lasse.

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