Deutsche Biathleten am Tiefpunkt?

Vor fast genau 2 Jahren, am 18. März 2012, lief Magdalena Neuner das letzte Rennen ihrer Karriere. 2x Gold und 1x Bronze waren ihre Ausbeute bei Olympischen Spielen. Insgesamt erlief sie sich bei großen Sportveranstaltungen wie den Deutschen, Europa- oder Weltmeisterschaften 35 Medaillen.

Damals habe ich vorhergesagt, das mit ihrem Rücktritt für eine ganze Weile die erfolgreich(st)e Deutsche Biathlon-Ära zu Ende gehen würde.

Einen Tag vor dem Ende der 22. Olympischen Winterspiele in Sotchi scheint sich diese Vorhersage mehr als zu bewahrheiten.

Trug das deutsche Biathlon-Team, und hier nur allein die Mädels, 2010 noch zu einem sechstel der insgesamt 30 Deutschen Medaillen bei, kommt man bei den Spielen in Russland bis einen Tag vor deren Ende auf die enttäuschende Zahl von einer einzigen Medaille.

Man konnte also irgendwie vorausahnen, das es bei den Männern auch 2014 nicht ganz viel anders laufen würde. Aber ausgerechnet die haben die bislang einzigste deutsche Biathlon-Medaille erlaufen. Beim letzten Wettbewerb für die Frauen, der 4 x 6 KM Staffel, kamen Andrea Henkel bei ihrem letzten olympischen Wettkampf, Franziska Preuß, Franziska Hildebrand und Laura Dahlmeier nicht einmal mehr unter den ersten zehn ins Ziel.

Und als wäre das schlechteste Abschneiden der letzten Jahre bei Olympia allein nicht schon Desaster genug, stellt das Team auch noch den ersten öffentlich gemachten Doping-Fall der Spiele.

Wie man es sehr viel besser machen kann, zeigt allein ein norwegischer Sportler: Biathlon-‚Opa‘ Ole Einar Bjørndalen hat im Alter von schlappen 40 Jahren in Sotchi noch einmal ordentlich zugeschlagen. Zwei Mal Gold kann der erfolgreichste Biathlet der letzten Jahre aus Russland mit nach Hause nehmen. Und es ist nicht auszuschließen, das die norwegische Staffel am heutigen Samstag im letzten Wettbewerb der Biathleten ein weiteres Mal auf dem obersten Stockerl stehen und die Olympiasieger stellen wird.

Schließlich hat man mit Emil Hegle Svendsen, Johannes Thingnes Bø, Tarjei Bø und eben Ole Einar Bjørndalen ein mehr als schlagkräftiges Quartett aufgestellt.

In Deutschland hingegen ist also viel aufzuarbeiten und vor allem sehr viel Nachwuchsarbeit zu leisten, will man bei den nächsten Großereignissen nicht wieder unter ferner liefen im Medaillenspiegel auftauchen. Zumal es wiederum für eine Sportlerin die letzten Olympischen Spiele gewesen sind. Dieses Mal für Andrea Henkel.

Denn bei bislang 6 von insgesamt 9 Weltcups der Saison 2013 / 2014 konnten die Deutschen Männer nur(?!?!) 7 Mal unter die ersten drei laufen. 2012/13 kam man auf insgesamt 10 Podest-Plätze bei ebenfalls 9 Weltcups, einem davon bei den Weltmeisterschaften. 2011 / 2012 erlangte man sogar 14 Male einen Platz auf dem Podest, inklusive wieder einem bei der WM. Einen Sieger stellte man in der laufenden Saison dabei in Person von Simon Schempp lediglich im 10 KM-Sprint sowie in der 12,5 KM-Verfolgung beim WC in Antholz.

Die Frauen schafften es in den bisherigen 6 Weltcup-Veranstaltungen sogar nur 5 Mal aufs Treppchen. Siegreich war man bei der dritten Veranstaltung des Winters in Annecy-Le Grand Bornand in der 4 x 6 KM-Staffel und mit Andrea Henkel bei der 10 KM-Verfolgung in Antholz. In der Vorsaison belegte man 13 Mal einen der ersten drei Plätze. Fünfmal davon war Andrea Henkel beteiligt, darunter einmal bei der WM. 2011 / 2012 wurde man stolze 20 Mal Mitglied des Siegertreppchens, dreimal davon in Person von Magdalena Neuner bei der Weltmeisterschaft.

2011 / 2012 stellte man sogar mit Andreas Birnbacher noch den Sieger im Massenstartweltcup und mit Magdalena Neuner holte man bei den Frauen sowohl den Gesamt- wie auch den Sprintweltcup.

2013 / 14 ist man bislang nur jeweils Sieger im Staffelweltcup. In den Einzeldisziplinen hinkt man großteils hinterher.

Die Glanzzeiten des Deutschen Biathlonsports dürften also fürs erste wirklich vorbei sein. Hoffen wir darauf, das man sich schnell wieder berappelt und den Nachwuchs stärker fördert!

Beitragsfoto: ©pixabay/stux

1 Gedanke zu „Deutsche Biathleten am Tiefpunkt?“

  1. Vielleicht liegt es auch daran, dass die anderen Nationen einfach besser geworden sind. Aber so schlimm finde ich das gar nicht. Das gibt den Sportlern Zeit sich zu besinnen und dann neu durchzustarten.

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