Seit letztem Jahr kann man auf MotorvisionTV wieder die amerikanische NASCAR Series gucken. In diesem Jahr überträgt man 25 Rennen live im Fernsehen.
Ich bin schon seit Jahren Fan dieser Rennen. Auch die IndyCar-Series würde ich gerne mal wieder schauen, wenn man sie denn hierzulande im TV sehen könnte. Mich begeistert neben der Action auf der Strecke auch das drumherum. Manchmal kann einem der Patriotismus der Amis zwar ganz schön den Nerv rauben, aber eine Show abzuziehen, das verstehen sie wie kein anderes Land. Wie man ja auch vom Superbowl im Football her weiß.
Nur im Gegensatz zu Football und Baseball verstehe ich beim NASCAR die Regeln – aber das ist ein anderes Thema 😉
Im Gegensatz dazu kann die Formel 1 mich herzlich wenig erwärmen. Sie ist für mich einfach zu steril, zu eintönig. Denn bei den NASCAR kracht es durchaus auch schon mal ordentlich.
Zudem kann die NASCAR seit Beginn diesen Jahres mit etwas punkten, das der Formel 1 wohl auch noch auf längere Sicht abgehen wird: Nach ihrem Weggang von der IndyCar-Series fährt mit Danica Patrick fährt die erste Frau in der höchsten Motorsport-Liga mit. Und das beste daran: Sie fährt nicht nur mit, sondern belegt für einen Rookie in der Serie auch noch ausgezeichnete Platzierungen. Im ersten Rennen der Saison fuhr sie sogar auf die Pole und verpasste nur knapp das Podest.
Aber was mich an der NASCAR auch fasziniert ist die Tatsache wie hart die Organisation auch bei kleinsten Fehlern der Fahrer oder Teams durchgreift. Und das nicht nur während der Rennen sondern auch abseits der Rennstrecke.
Bei Speedweeks kann man lesen, das Matt Kenseth – 7. der Vorjahreswertung und Sieger des STP 400 von Kansas am 21. April 2013 – und sein Team wegen einer um 3 Gramm zu leichten Pleuelstange knüppelhart bestraft wurde.
Kleiner Fehler – große Wirkung
Der Crew-Chief muss 200.000 $ Dollar Strafe zahlen und darf die nächsten 6 Rennen aussetzen. Den Rest der Saison arbeitet er auf Bewährung. Teambesitzer Joe Gibbs und dem Fahrer werden je 50 Punkte in der Fahrer- und Besitzerwertung aberkannt. Und als ob das nicht schon genug wäre, wird auch der Hersteller des Autos mit einem 5-Punkte-Abzug in der Herstellerwertung bestraft.
Und dabei Toyota ist ja der eigentlich schuldige, weil ein Zulieferer ein falsches Zubehörteil geliefert hat.
Desweiteren werden dem Fahrer die durch den Sieg erkämpften Punkte für den Chase – quasi die Play-Offs der NASCAR Series – am Ende der Saison aberkannt. Und am Sprint Unlimited 2014, dem 1. Rennen einer jeden Saison an dem alle Fahrer teilnehmen dürfen die sich in der Saison zuvor eine Pole-Position erkämpft haben, darf Matt Kenseth vorerst auch nicht teilnehmen. Dafür müsste er im Verlauf der restlichen Saison eine weitere Pole herausfahren.
Das der gute Junge ziemlich gefrustet ist, kann man sich sicher vorstellen. Er findet die Strafen unfair, zumal das zu leichte Teil nicht der Hauptgrund für seinen Sieg am letzten Sonntag gewesen ist. Auch die Konkurrenz, die in der Woche zuvor bestraft wurde, findet die Strafen ein wenig überzogen.
Ihnen wurde eine verdrehte Heckpartie der Fahrzeuge zum Verhängnis.
Aber es müssen bei der NASCAR gar nicht mal Verstöße gegen technische Vorschriften sein, um ordentlich eines über die Rübe gezogen zu bekommen. Das musste Denny Hamlin nach dem SUBWAY FRESH FIT 500-Rennen in Phoenix leidvoll erfahren, bei welchem er den 3. Platz belegte. Dort hatte er vor laufenden Fernsehkameras das seit Anfang des Jahres neu eingesetzte Modell – das sogenannte Gen-6-Auto – kritisiert, das sich so fahren ließe wie das Vorgänger-Modell zu Beginn dessen Ära.
Kritik ja – aber nicht am Fahrzeug generell
Das fanden die Offiziellen gar nicht witzig. Sie machten deutlich, das die Fahrer gerne ihrem Unmut freien Lauf lassen und dabei – wie in einem anderen Fall Brad Keselowski – auch deftige Ausdrücke benutzen dürfen. Aber die Geschäftsleitung toleriere
keinesfalls Kommentare der Piloten, die das Rennprodukt schlechtmachen
Zitat: motorsport-total.com
Die Folge dieser unbeliebten Kritik war daher eine 25.000 $ Geldstrafe.
Ich denke, die Formel 1 sollte sich – wenn auch nicht ganz so drastisch – durchaus ein Beispiel an den NASCAR-Verantwortlichen nehmen. Vielleicht wäre dann ein bisschen mehr Leben in dieser ach so sterilen – weil an Flair fehlendem – und langweiligen Veranstaltung drin. Und man könnte sich die Rennen vielleicht auch mal wieder anschauen. So wie die F1 zur Zeit unterwegs ist, bleibt sie für mich – wie schon seit ein paar Jahren – uninteressant.
Denn ich habe das Gefühl, das man seitens Ecclestones weder die Fahrer noch die Hersteller zu hart anfassen mag, was bei der NASCAR ja nicht zum ersten Mal der Fall ist. Vielleicht hat man Angst, die Hersteller und ihre Fahrer zu verprellen.
Wobei, ganz unberechtigt wären Bernies Sorgen diesbezüglich sicher nicht. Denn im Gegensatz zur NASCAR-Series ist die Formel eins nicht einmal annähernd so beliebt – von einem Nationalsport oder ähnlichem gar nicht erst zu reden. Ein Sebastian Vettel mag zwar Formel 1-Weltmeister sein, aber ein Volksheld wie Jimmy Johnson, Mark Martin oder gar Dale Earnhardt jr. ist er nicht und wird er auch nie werden.
Es müsste bei der NASCAR also schon sehr viel passieren, bis sie in der Gunst der Zuschauer auf ein Niveau abrutschen würde, das man bedenklich nennen könnte. Dafür, das das nicht passiert, wird schon die IndyCar-Series sorgen. Sie ist zwar seit Jahren nur die Nummer 2 in der Gunst der Amis, aber immer noch Ansporn genug für die Besitzer von NASCAR, um nicht nachzulassen.
Ein härteres Durchgreifen der F1-Verantwortlichen würde vielleicht auch dafür sorgen, das dann ein Michael Schumacher oder ein Sebastian Vettel sicher kein Abonnement auf den WM-Titel (gehabt) hätten. Auch hier hat es für mich irgendwie ein Geschmäckle, das man Top-Fahrer wie Vettel und Co. anscheinend nur mit Samthandschuhen anfassen mag, wie die Vorfälle der letzten Saison zeigen. Denn wirklich bestraft hat man den Weltmeister doch wirklich nicht für seine Verfehlungen.