Nicht nur das Wetter macht depressiv

Das meine letzte Anstellung mehr oder minder ein Schuss in den Ofen war, hab ich glaube ich schon zur genüge kundgetan.

Doch auch wenn die Kündigung an sich nicht das ist, was mich und meine Laune in den Keller zieht, so sind es deren Folgen mit denen ich im Moment ganz arg zu kämpfen habe und die es mir schwer machen, morgens mit Freude aufzustehen. Warum die Kündigung an sich für mich nicht so das große Problem darstellt? Zum einen denke ich durchaus, das ich arbeitswillig bin - was mir manch einer aber abzusprechen scheint (dazu später mehr) - und aus diesem Grunde zweitens glaube, zeitnah wieder etwas passendes zu finden.

Natürlich macht der Punkt, das ich mal wieder gegen einen Arbeitgeber vor Gericht ziehen muss(te) um meine Rechte gewahrt zu sehen, schon einen Teil der deprimierenden Fakten aus.

In diesem Fall ist der springende Punkt, das mein Ex-Chef wohl der Ansicht ist, das die Gesetze nur für andere gelten, nicht aber für ihn. Lohnzahlung, Zahlung der Sozialabgaben wie Krankenkasse und Rentenversicherung - das scheint für ihn alles nicht zu gelten.

Zwei Monate nacheinander keinen Lohn gezahlt

Mein Kontostand ist nach zwei Monaten nacheinander nicht gezahlter Löhne so tief abgetaucht wie mein Ex-Chef. Da hilft es auch nicht viel, wenn das Arbeitsgericht meinem Rechtsanwalt in allen Anklagepunkten recht gibt, und mein Antrag auf Prozesskostenhilfe ohne Ratenzahlung positiv Beschieden wurde. Letzteres mindert vielmehr 'nur' die finanziellen Probleme ein wenig.

Die Laune steigert das in keinster Weise!

Denn da die Krankenkasse weder direkt noch indirekt über das Arbeitsamt / das Jobcenter Zugriff auf den Knaben bekommen hat - eine Betriebsnummer, die sich die 'Firma' wohl hätte geben lassen müssen, scheint nicht existiert zu haben -, wenden die sich natürlich an denjenigen dem sie habhaft werden können: Dem Arbeitnehmer. Heißt im Klartext, das mir letzte Woche ein 'Antrag auf einkommensabhängige Beitragsbemessung' zugeschickt wurde. Und das heißt nichts anderes, als das ich die nächsten Tage damit rechnen kann, eine Benachrichtigung darüber zu erhalten, wie viel Euro monatlichen Beitrag ich rückwirkend ab August 2012 nachzahlen darf. Ich rechne mit round about 150 bis 200 €. Hoffe aber inständig, das es nicht wesentlich mehr wird. Denn das frisst die gesparte Prozesskostenhilfe wieder komplett auf!

Aber die Krankenkasse ist nicht mein einziges Problem.

Ich musste wegen der fehlenden Gehaltsabrechnungen und der ebenfalls fehlenden Lohnsteuerbescheinigung beim Finanzamt einen Antrag auf Fristverlängerung stellen. Schließlich müsste meine Steuererklärung vor allem wegen meinem Nebengewerbe Ende Mai dort vorliegen. Das aber wird wohl nicht hinhauen. Denn es ist wohl davon auszugehen, das das Gerichtsverfahren in die zweite Instanz geht. Zwar wurden die ganzen Klageschriften und Unterlagen meinem Ex-Chef zugestellt, aber ob er sie auch gelesen und zur Kenntnis genommen hat weiß keiner. Zumindest mein Anwalt nicht.

Zumal wohl die einwöchige Frist noch läuft, in der er gegen das Urteil angehen kann.

Sollte er sowohl diese Frist verstreichen lassen, als auch die Auflagen nicht erfüllen, wird ihn noch mehr Ärger erwarten. Denn dann wird mein Anwalt eine Strafanzeige stellen wegen der nicht gezahlten Sozialabgaben.

Jobcenter rührt sich nicht

Und als wären nicht gezahlte Löhne, das Finanzamt und die Krankenkasse nicht schon genug, schläft auch das Jobcenter seinen Schlaf der (un)gerechten. Obwohl ich schon bei meiner Arbeitslos-Meldung Anfang März alle Unterlagen inklusive der Formulare bezüglich meiner 'Selbständigkeit' abgegeben habe, habe ich bis heute nicht mal einen vorläufigen Bewilligungsbescheid erhalten.

Im Gegenteil, es kam noch ein Nachschlag in Sachen geforderter Unterlagen. Ich musste für 2012 und 2013 eine Gewinn- und Verlustrechnung nachliefern, eine Übersicht der Ausgaben und Einnahmen aufstellen - aber die hat man ja eigentlich selber eh schon. Und für die monatlich gerade einmal zweistelligen Einnahmen wollte man sogar eine betriebswirtschaftliche Auswertung.

Letzteres habe ich nicht erstellt, weil man am Verlauf der Einnahmen schon ablesen können sollte, wie das 'Geschäft' läuft. Ganz zu schweigen davon, das ich nicht einmal im Ansatz weiß, was solch eine Auswertung enthält.

Am 25. März habe ich den ganzen Schwung Unterlagen per Post an das Jobcenter abgeschickt. Und heute erfahre ich bei einer telefonischen Nachfrage, das das immer noch nicht abschließend bearbeitet wurde. Das wiederum heißt, das die Bewilligung von Hartz IV sich noch hinziehen kann. Ich hätte die Sachen wohl doch am besten per Einschreiben verschicken sollen.

Das alles würde - denke ich - schon ausreichen, um dermaßen Depressiv zu werden, wie ich es momentan durchaus bin. Aber nein, anscheinend genügt das immer noch nicht. Denn vor etwas mehr als einer Stunde ereilte mich ein Anruf einer Personalvermittlung, bei der ich mich per Mail auf eine Stelle als Empfangskraft beworben habe.

Für Personalvermittler nicht motoviert genug

Nach dem man die Höflichkeitsfloskeln durchgekaut hatte, fragte man mich, ob ich denn auch bereit sei, Schicht- und Wochenenddienst zu leisten. Ich antwortete ehrlich, das ich kein Problem damit hätte, sofern es kein Drei-Schicht-System wäre. Denn damit, das habe ich vor 13 Jahren bei einer Tätigkeit im Lebensmittel produzierenden Gewerbe gemerkt, komme ich absolut nicht klar. Ich musste damals nach 12 Wochen bei der Zeitarbeitsfirma die Segel streichen, weil ich das körperlich nicht länger durchgehalten hätte.

Ich weiß nicht, weshalb man solche Fragen stellt, wenn in dem Stellenangebot doch ganz eindeutig steht, das es sich um eine

Vollzeitstelle mit Arbeitszeit im Zeitfenster von Mo - Fr. zwischen 08:00 Uhr und 18:00 Uhr.

handelt. Hätte dort gestanden: Es handle sich um eine Stelle mit 3-Schicht-System und Wochenend-Arbeit, hätte ich mir die Bewerbung gespart. Denn das ich heute dieses dauernde hin und her besser verkrafte als vor 13 Jahren, das glaube ich nicht einmal im Ansatz.

Aber man musste mir wohl noch einen mitgeben. Denn bevor der Vermittler das Gespräch beendete und mir fünf Minuten später per Mail mitteilte, das man mich

im Auswahlverfahren nicht berücksichtigen können

würde und

Nachfragen Ihrer Agentur für Arbeit/ARGE werden entspechend beantwortet

würden, sagte mir der Firmeninhaber noch, das man unmotivierte Mitarbeiter nicht gebrauchen könne.

Das finde ich nicht nur anmaßend, sondern frech. Auch wenn er mich nur aus den Unterlagen 'kennt' hat sich so jemand einen solchen Kommentar zu verkneifen. Wer über Monate 60 Stunden pro Woche buckelt, und das mit Weißer Ware, braucht sich sicher nicht vorwerfen zu lassen, unmotiviert zu sein. Denn das heißt ja prinzipiell nichts anderes, als das man faul wäre. Und das bin ich arbeitsmäßig noch nie gewesen - auch wenn ich bei der Auswahl möglicher Arbeitsstellen / - bereiche zugegebener Weise schon etwas wählerisch bin!

Ich habe mir das Stellenangebot ausgedruckt, damit meine 'Berufsberaterin' mir nicht auch noch einen vor den Bug knallen kann, in dem Sie mir das H IV-Geld auf Wochen streicht.

Kann das wer verstehen, das ich im Moment absolut keinen Bock auf nichts habe?

Update 06.04.13: Für diejenigen, die es interessiert:

Wie erwartet pünktlich zum Wochenende hat sich die Krankenkasse schriftlich bei mir gemeldet. Rückwirkend zum 01.01.13 will man monatlich knapp 350 € von mir haben. Sprich 1/3 meines Lohnes. Super! Wirklich super...


5 Gedanken zu „Nicht nur das Wetter macht depressiv“

  1. Das tut mir wirklich Leid für dich. Das ist eine sehr unschöne Situation und ich kann verstehen, dass du nicht gerade bester Laune bist.
    Ich hoffe wirklich, dass dein Exchef erwischt wird und dir die 2 Löhne noch zahlt.
    Lass dich nicht unterkriegen, auch wenn die Situation im Moment alles andere als schön ist, denk immer daran, dass sie irgendwann auch wieder besser werden wird.
    Ich weiß, dass das vermutlich sehr schwer ist in so einer Situation, aber du solltest versuchen optimistisch zu bleiben und dich mit Dingen zu beschäftigen, die dir Spaß machen.
    Und übrigens: man sollte wählerisch bei der Berufswahl sein, das ist nicht schlecht, sondern gut. Denn wenn man in einen Job kommt, der einem überhaupt nicht gefällt, dann wird sich die Laune auch nicht viel bessern.
    Und lass dir von irgendjemandem, der dich nicht einmal kennt, nicht einreden, dass du unmotiviert bist.
    Versuch einfach optimistisch zu bleiben, die Situation wird sich schon wieder bessern.

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  2. Zwei Monate ohne Lohn? Das kann doch nicht sein, nach ein paar Wochen solltest Du schon beim Arbeitsamt dich beschwerden, Arbeitsgeber haben ja Angst vor dem Amt da die eine unglaublich hohe Strafe zahlen müssen, wenn sowas passiert.

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    • Hallo Peter!

      nach ein paar Wochen solltest Du schon beim Arbeitsamt dich beschwerden, Arbeitsgeber haben ja Angst vor dem Amt da die eine unglaublich hohe Strafe zahlen müssen,

      Vor einer Institution, die selbst nicht in die Puschen kommt, sollen Arbeitgeber Angst haben? Nicht wirklich, oder? Ich habe am 7 März meinen ALG II Antrag gestellt, am 25. März den Nachschub an geforderten Unterlagen nachgeschickt – bis (wie schon erwähnt) auf eine Position.

      Ich habe bis heute nicht einmal einen vorläufig bewilligten Bescheid….

      Soviel zum Thema ‚müssen Arbeitgeber Angst vor haben‘. Ganz abgesehen davon, das es einen Arbeitgeber, der so verfährt wie meiner, nicht im Ansatz stört, ob da ein Amt oder ein Gericht Post schickt.

      Meine Hoffnung ist jetzt, das eine Strafanzeige ihn aus der Reserve lockt.

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  3. Da hilft nur eins: Du musst sofort Initiative ergreifen und in die Zukunft schauen! Geh zu nem Fotografen, lass schöne Bewerbungsfotos von dir machen (pusht auch noch das Ego) und bewerbe dich! Zu lange in die Vergangenheit schauen, macht auch keine rosige Zukunft!

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  4. Hallo Marcus, ich kann deinen Unmut echt verstehen, was Arbeitgeber und vor allem das Jobcenter sich leisten, ist unter aller Sau.

    Bei mir verläuft die Sache momentan ganz ähnlich. Ich blogge auch, aber verkneife mir solche Artikel (noch). Mittlerweile spionieren die einen ja schon aus.

    Ich bin gerade mal einen Monat Arbeitslos. Habe eine Unterrichtung und eine zusätzliche Prüfung ablegen müssen, für den Bereich in den ich wollte. Knapp 800 Euro hat mich das privat gekostet. Unter anderem habe ich das gezahlt, weil ich eine Stelle in Aussicht gestellt bekommen hatte. Das zögerte sich ein paar Tage hin, weil mein „Vitamin B“ krank war. Im ersten Gespräch war ausgemacht, dass ich bis Abschluss der Prüfung und der gewissen Stelle in Aussicht nicht unter Druck gestellt werde. Pustekuchen!

    Jeden Tag neue Vorschläge auf die man sich bewerben MUSS. Die Mitarbeiterin will nicht abwarten und teilte mir per Mail mit, dass ich mich trotzdem bewerben soll. Ich dann: „Ja, was nützt mir das, wenn ich da eine Zusage bekomme aber zum anderen Arbeitgeber möchte, bzw. ich nicht weiß was dort bei rum kommt?“ Interessiert die alles nicht. Im Grunde ist es doch so, dass man schlechte Bewerbungen schreibt, weil man gewisse Stellen ganz sicher nie machen möchte. Oder aber auf die Antwort des favorisierten Arbeitgebers warten muss. Viellecht zerstört man sich sogar noch alternative Chancen dadurch. Und wenn ich alles nehmen muss, wie die sagen, dann bin ich doch ruck-zuck auf Dauer psychisch krankgeschrieben weil die Arbeit einfach Mist ist.

    Druck, Druck, Druck, der alles nur viel schlimmer macht, als es eigentlich ist. Arbeitslosengeld ist auch nicht lebenswert, klar will man da arbeiten gehen. Aber warum versuchen die jeden Scheiss, entschuldigung, um einem am Geldhahn zu drehen und psychisch ins Verderben rennen zu lassen? Ganz, ganz übel! Ich hoffe, du überstehst das alles sicher, kann dich jedenfalls sehr gut verstehen.

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