So springt man nicht mit Menschen um!

Erst am Sonntag habe ich geschrieben, das ich – da noch eher auf freiwiiliger Basis – einen neuen Job suche. Aus dieser ‚Freiwilligkeit‘ könnte seit heute evtl. Weise eine erzwungene Suche geworden sein.

Denn heute hatte mein (Junior)Chef bei der Firma für die wir fahren, die uns also die Aufträge vermittelt, einen Gesprächstermin. Eigentlich war dieser nur dafür gedacht, um zu klären was mit dem zweiten Fahrzeug passiert, welches seit dem 3. Bandscheibenvorfall seines Vaters – meines Seniorchefs – still steht. Junior hat nämlich keinen Führerschein und Waschmaschinen, Kühlschränke & Co. schleppt man ja auch nicht allein in den wievielten Stock auch immer.

Direkter gesagt: es sollte die Abgabe des Kleinlasters geklärt werden. Das der Senior nach Krankenhaus und Reha mit über 60 noch wieder zurückkommt ins Geschäft gilt als ausgeschlossen eher unwahrscheinlich.

Angebliche Unzuverlässigkeit, Unhöflichkeit usw.

Doch dieses Gespräch verlief allem Anschein nach anders als vom Junior erwartet. Denn er war ganz oben auf der Palme und auf 180 als er aus den Büros wieder in den Lkw zurückkehrte. Ich erfuhr als erstes, das man ihm beide Festtouren wegnehmen wird, die uns die Woche über beschäftigt und auf Trab halten. Die Gründe, die man dafür geäußert hat, sind in meinen Augen fadenscheinig und völlig aus der Luft gegriffen!

Er erzählte mir im Laufe der heutigen Tour Einzelheiten des Gesprächs. So hätten sich die jeweiligen Firmen, für die wir die Festtouren fahren, über ihn / uns – mich hat man (wohl) nicht direkt angesprochen – über Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit und Unfreundlichkeit gegenüber den Kunden beschwert.

Gut, Pünktlich geht in Hamburg selten. Zumal wenn man weiße Ware ein- oder unterbauen muss! Aber ich bin die meiste Zeit am oberen Limit des erlaubten – soll heißen gerade unterhalb der Regionen, die einen in Flensburg heimisch werden lassen. Und Junior händelt die Sachen anders, als ich sie händeln würde: Durchaus um einiges lockerer. Aber das verwundert bei einem 25jährigen wohl weniger. Meistens muss ich ihn mit meinen Argumenten überzeugen, bei manchen Dingen doch anders zu verfahren als er das (ge)plant (hat). Aber er ist dann einsichtig und auch schnell zu überzeugen.

Wenn wir wissen das wir verspätet irgendwo ankommen, werden die Kunden informiert. Und die meisten sagen dann glatt: Gar kein Thema. Und das er Unfreundlich zu den Kunden ist, ist eine Frechheit, die ich als den Gipfel der Unverschämtheit dieser Firma bezeichnen würde. Mag er in seiner Persönlichkeit sonst auch nicht gerade das sein, was man das Vorbild für einen Angestellten nennen würde, so ist er gegenüber den Kunden immer korrekt! Selbst wenn diese unverschämte Forderungen stellen sollten.

Ich könne die nächsten Tage ja zu Hause bleiben

Ein Beispiel für seine Kundenfreundlichkeit ist z. B. das wir, wenn es sein muss, vom Kunden aus zum Baumarkt fahren um Schlauchschellen oder- verlängerungen zu besorgen. Als am Freitag krankheitsbedingt ein Ersatz für uns in Elmshorn die weiße Ware ausliefern musste, weigerte sich der Fahrer / Monteur selbiges zu tun. Seine Begründung: Das wäre nicht seine Aufgabe / Sache. Und das scheint man bei der Firma also für besseren Kundenservice zu halten.

Gute Nacht auch!

Aber auch an einem weiteren Beispiel kann man sehen, wie Realitätsfern man in den Büros im Hamburger Nordwesten denkt. In den kommenden 14 Tagen soll der Unternehmer, welcher zukünftig zumindest eine der Touren fahren soll, vom Junior eingearbeitet werden. Mich könne er dann ja in dieser Zeit zu Hause lassen, wurde im ausgerichtet.

Als ich das gehört habe, wäre ich fast umgefallen. Aber der Konter war wohl nicht schlecht und auch sehr Realtiätsnah. Denn lt. seiner Aussage hat er seinem Gegenüber wissen lassen, das ich eine Kündigungsfrist von 4 Wochen (zum Monatsende) habe und mein Anwalt ihn dann in die Mangel nehmen würde – wovon soll ich schließlich leben? Und der Anwalt würde dann Todsicher zum Zuge kommen!

Dieses Kurierunternehmen muss nun aufpassen, sich mit seinen anscheinend feststehenden Plänen nicht ins eigene Fleisch zu schneiden. Denn die Firma in Elmshorn hat schon mehrfach geäußert, das sie kein anderes Team respektive keinen anderen Unternehmer als meinen Chef akzeptieren werden. Denn sie wissen was sie an ihm haben, und auch das sein Verhalten / Umgang nicht Beispielhaft im positiven Sinne für die Sub-Unternehmer der Auftragsgebenden Firma ist. Schließlich durften sie das wohl genaue Gegenteil des Juniors vorher schon erleben. Man hatte sich wohl sogar schon mit Abwanderungsgedanken befasst und vermutlich nur Dank des Einsatzes meiner/s Chef(s) hat man in Hamburg die ReWe-Tochter halten können.

Und auch die zweite Firma dürfte den Bach runter gehen, da nicht davon auszugehen ist das andere Unternehmer von morgens 9 oder 10 bis abends 8 oder neun Uhr unterwegs sein werden. Schließlich wird man ja nicht Selbständig, um garantiert und ständig 12 – 16 Stunden durchzubuckeln. Zumal gerade das Schleppen von Waschmaschine, Kühlschränken, Kühl- und Gefrierkombis ganz schön an die Substanz gehet, wenn es z. B. heißt 4. Stock ohne Fahrstuhl. Ich sag nur Ami-Kühlschrank!

Und solange sind wir nicht selten unterwegs. Es soll sogar – auch in der letzten Zeit – Tage gegeben haben, in denen man um 23.30 h beim letzten Kunden weggefahren ist!

Das das eine Unternehmen keinen anderen Unternehmer akzeptieren will, könnte nun meinem Chef in die Karten spielen! Denn er überlegt, vom Subunternehmer zum eigenverantwortlichen Unternehmer zu werden. Das dürfte der Firma in die Karten spielen wie ich denke. Denn damit könnten sie – so meine Vermutung – zum einen Geld sparen und wären zum anderen nicht mehr auf die bisherigen 3 festen Tage angewiesen. Man könnte den Kunden dann jeden Tag in der Woche die Lieferung anbieten. Etwas was der ‚Ich bin doch nicht blöd‘-Markt & Co. ja auch machen.

Ich hoffe durchaus, das man im Kreis Pinneberg nicht ein völliger ProvinzIdiot ist (Achtung: norddeutscher Insider-Gag! PI ist das Kennzeichen von Pinneberg und bedeutet im Hamburger Umland eben Provinzidiot), und dem Vorschlag meines Chefs durchaus wohlwollend gegenübersteht. Denn das könnte auch für mich eine Chance bedeuten. Nämlich die, etwas mehr als das bisher lausige Gehalt zu verdienen.

Die nächsten Tage aber werden, so denke ich, für mich wohl stressfreier ablaufen, wenn der neue Unternehmer eingearbeitet wird. Denn den will Junior ordentlich in den Hintern treten, so das ich wohl mehr oder minder wirklich nur der Kutscher bin. 😉

Update 09.01.: Was in dem Laden abläuft spottet jeder Beschreibung!

Junior hatte heute ein persönliches Gespräch mit dem Aussendienstler, der die Kundenaufträge an Land zieht. Dem wurde seitens der Transport-Firma gesagt, er (Junior) würde freiwillig die Elmshorner Tour abgeben / wechseln wollen. Diese Tour werden wir laut dem Aussendienstler – der die Bedingungen des Elektronikmarktes kennt – aber auf jeden Fall behalten. Die zweite Tour aber werden wird (freudestrahlend) abgeben.

So braucht also auch kein fremder Unternehmer bei uns mitfahren und eingearbeitet werden – puuh!

4 Gedanken zu „So springt man nicht mit Menschen um!“

  1. Hallo Marcus,
    es ist schön in deinem Blog zu lesen, dieser Artikel jedoch nicht so. Ich wusste schon das die Logistikbranche auf Deutsch gesagt am **** ist, aber das es so aussieht hätte ich nicht gedacht. Ich wünsche dir alles Gute bei deiner Jobsuche, du wohnst ja immerhin in einer Metropole da stehen die Chancen nicht so schlecht und werde in Zukunft öfter rein schauen.

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    • Hallo Sven!

      Herzlich Willkommen auf meinem Blog und Danke für die Wünsche!

      Ja, die Logistik-Branche ist schon nicht der wahre Jakob! Aber hier geht es in soweit, das wir selten unter Zeitdruck stehen.

      Ich bin ja 7 Jahre reine Spedition gefahren, und da musste man dann ja all die Zeiten kennen, wer wann wie lange Mittagspause macht usw. usw. Das gibt es hier nicht.

      Deswegen suche ich auch nur einen Job ausserhalb des (reinen) Speditionsbereiches und der Paketdienste. Kurier oder Direktfahrten – so wie wir das jetzt machen, das ist dann doch schon etwas anderes. Und gefällt mir auch!

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  2. Ich hoffe dass Du in deinem neuen Job bald deine Freude finden wirst, natürlich ist es ganz angenehm dass Du diese Woche zu Hause bleiben darfst. Bekommst Du dafür auch deinen Lohn (ist es wie im Urlaub), oder faellt Dir dann die ganze Woche aus?

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    • Hallo Sabine!

      Willkommen auf meinem Blog und Danke für Deinen Kommentar!

      Das ich in / an diesem Job noch meine Freude finden werde, ist schwerlich anzunehmen. Ich schrieb ja schon, das Junior sehr chaotisch ist. Zum anderen laufe ich nun seit 4 Wochen vorgestrecktem Spritgeld nach. Das zermürbt auf Dauer und schmälert meinen Optimismus, das ich da ‚alt‘ werde.

      Was das zu Hause bleiben angeht: Ich werde fahren. Das hat mein Junior ja schon gleich klar gestellt. Zumal ich ja nach 5 Monaten noch nicht dermaßen Urlaubstage habe, um 14 Tage in eins zu Hause zu bleiben.

      Aber ab der nächsten Woche arbeiten wir für die eine Tour zwei Fahrer ein, die sie uns dann abnehmen werden.

      Bei der anderen Tour – der Elmshorner – ist immer noch alles in der Schwebe. Denn was der Aussendienstler sagt, ist ja nicht verbindlich – auch wenn das schön gewesen wäre. Der Markt hat heute allerdings noch einmal klar gestellt, das sie eigentlich keinen anderen Unternehmer akzeptieren. Sollte unsere Firma uns dort abziehen, und kein vernünftiges anderes Team als Ersatz schicken – was wohl der Fall sein wird, denn ein solches Team wie uns haben sie wohl kaum ein zweites Mal, läuft es wohl darauf hinaus, das sich der Markt vom Unternehmen trennt und meinen Junior direkt anheuert. Was allerdings unter Vorbehalt der Zustimmung der REWE-Zentrale in Köln steht.

      Aber einen halben Fuß hat er ja immerhin schon in der Tür.

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