So läuft erfolgreiche Lobbyarbeit

Jahr für Jahr renovieren zehntausende Hausbesitzer ihre Häuschen. Hauptsächlich tun die meisten dies, um ihre Häuser zu dämmen und damit den immer schneller steigenden Energiepreisen zumindest ein bisschen was entgegen zu setzen. Zumal die Politik sowohl mit Gesetzen, Verordnungen und Vorgaben als auch mit Steuerersparnissen und Förderprogrammen durchaus versucht, Druck auf diese Klientel der Hausbewohner auszuüben.

Gestern blieb ich beim zappen durchs Fernsehprogramm bei eben jenem des Südwestrundfunks hängen. Die Beschreibung des laufenden Programms im EPG machte mich neugierig. Zumal wir auch Hausbesitzer sind – zumindest meine Eltern!

Die Sendung aus der Reihe ‚betrifft…‘ drehte sich eben um das Thema Renovieren beziehungsweise Wärmedämmung. Und der Titel der Sendung Wärmedämmung – Der Wahnsinn geht weiter‚ lässt schon ahnen, das das Thema nicht so einfach ist und man sich durchaus auch fragen sollte ob das Ganze denn überhaupt wirklich Sinn macht.

Produkte mit giftigen Inhaltsstoffen

Es wurde z. B. gezeigt, das Schutzvorrichtungen, sogenannte Feuersperren, die bei der Wärmedämmung eingesetzt werden um zu verhindern das sich beim Brand eines Mehrstöckigen Hauses das Feuer von einem Stockwerk zum nächsten emporschwingen kann, völlig nutzlos sind und für das Feuer keinen wirklichen Widerstand darstellen.

Desweiteren wurde gezeigt, das bestimmte Dämmplatten (Polyesterol) giftige Inhaltsstoffe besitzen, die in der Landwirtschaft schon lange verboten sind. Von der Feuergefahr ganz zu schweigen. In einem Versuch der Materialprüfanstalt in Braunschweig wurde getestet, wie sich das Material bei Feuer verhält. Nach 3 Minuten gab es erste Feuertropfen, nach 8 Minuten war das Feuer derart unkontrollierbar geworden, das man den Brenner abschaltete, was aber wegen des weiter brennenden Polyesterol keine Wirkung zeigte. Zuletzt musste die Feuerwehr löschen.

Allein die beiden letztgenannten Punkte sind eigentlich schon erschreckend genug. Aber noch erschreckender dürfte sein, das der Film auch zeigt, wie fest die Lobby eines florierenden Wirtschaftszweiges die Politik(er) in der Hand hat. Denn es wurde in der Sendung auch angesprochen, das der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme e.V. (WDVS) 14 Tage vor einer Ministerkonferenz zum Thema Wärmedämmung eine Pressemitteilung herausgab, in der geschrieben stand, das es keine Gesetzesänderung geben wird.

Pressemitteilung der Lobby nahm Konferenz-Ergebnis vorweg

Und in der Tat, die Minister waren sich am Ende ihrer Konferenz einig, das alles gut sei wie es ist und es daher keinerlei Änderungen von Gesetzen oder neue Gesetze bedürfe.

Das kann doch nur eines zeigen. Nämlich das dieser Verband respektive seine Vertreter bei den Politikern ‚Hausbesuche‘ gemacht haben dürften. Und wenn ein Interessenverband derart hellseherische Fähigkeiten hat, dann dürften dort noch ganz andere Dinge gelaufen sein, um sicher gehen zu können das die Damen und Herren Minister eben auch zu dem beschriebenen Ergebnis gelangen werden.

Natürlich bin ich nicht so blauäugig zu glauben, das Wirtschaftszweige nur aus sich heraus erfolgreich sind bzw. sein können. Aber wenn eine Lobby schon derart Menschenverachtend handelt, in dem sie Produkte herstellt die nachweislich Gesundheitsgefährdeend sind und diese Waren den Lobbyisten noch dazu vorher von der Politik als unbedenklich bescheinigt werden, wird mir doch Angst und Bange.

Obwohl die jüngste Vergangenheit durchaus auch bewiesen hat, das nicht alle Hersteller so Profitgeil sind, das sie wörtlich gesprochen über Leichen gehen. Denn obwohl die EU ja ab diesem oder dem nächsten Jahr den Einsatz eines neuen – aber giftigeren – Klimaanlagenmittels vorschreibt bzw. zum Gesetz gemacht hat, weigern sich meines Wissens nach zumindest zwei deutsche Premium-Pkw-Hersteller – einer davon ist Daimler Benz – das giftigere und brennbarere Produkt in ihren Neuwagen einzusetzen.

Letztlich konnte der Film aber auch nicht ganz klären, ob Wärmedämmung – so wie sie heute betrieben wird – wirklich Sinn macht. Denn zum einen schließen wir damit unsere Wohnhäuser Luftdicht ab, nur um dann mit Luftschlitzen und zusätzlicher Technik wie z. B. Klimaanlagen, Luftabzugs- und zuführanlagen dann wieder dafür zu sorgen, das wir trotzdem noch genug brauchbare Luft zum Atmen bekommen.

Schreibe einen Kommentar