Das der FC Bayern München immer für eine Überraschung gut ist, ist eigentlich landläufig bekannt.
Und trotzdem hat die Tatsache, das Matthias Sammer ab sofort nicht mehr als Sportdirektor in Diensten des DFB stehen wird, sondern umgehend in einem ähnlichen Job als Sport-Vorstand beim Deutschen Rekord-Meister FC Bayern München tätig sein wird, in (Fussball-)Deutschland wie ein Hammer eingeschlagen!
Uli Hoeneß und Co. ist damit sicher ein Coup gelungen, zu denen man den Großkopferten eigentlich nur beglückwünschen kann. Nach zwei Titellosen Jahren muss sich mit Sicherheit einiges an der Säbener Straße ändern, will man nicht weiterhin der Borussia aus Dortmund und vor allem der internationalen europäischen Elite hinterherhächeln!
Doch bei aller Freude für und bei den Bayern, sowie bei allem Verständnis, das Matthias Sammer jetzt den Schritt von einer wichtigen Tätigkeit beim nationalen Verband hin zu einer eigentlich noch viel Verantwortungsvolleren Aufgabe bei einem Klub tut, darf sicher auch die Frage gestellt werden, weshalb er jetzt bei den (erfolgreichen) Bayern anheuert wo ihn vor knapp eineinhalb Jahren der Hamburger SV doch viele eher und dringender hätte gebrauchen können!
Kann man das auf eine Kurzformel wie ‚Lieber Großkopfert als norddeutsch unterkühlt‘ bringen?
Vor allem wenn man bedenkt, das er noch im April 2011 – also knapp 3 Monate nach seiner Absage an den HSV – seinen Vertrag beim DFB noch bis 2016 verlängert hat!
Natürlich könnte man das so sehen und auch so denken! Zumal Sammer auch immer sehr staatstragend daherkommt. Aber ich denke, das man ihm – sollte man das als Vorwurf sehen – damit nicht gerecht wird!
Sammer findet beim deutschen Rekord-Meister Voraussetzungen, die man im Gegensatz zu denen beim HSV wohl als traumhaft bezeichnen könnte.
Zum ersten:
Die Kommunikations- und Entscheidungswege sind bei den Bayern nicht annähernd so lang wie beim HSV. Während er sich an der Säbener Straße mit Hoeneß, Rummenigge und Hopfner eine Stunde oder vielleicht auch zwei zusammensetzt und dann eine Entscheidung steht, hätte er beim HSV einen Aufsichtsrat zu überzeugen, der aus nicht weniger als 12 Personen besteht!
Das vor allem dies ihn letztes Jahr abgeschreckt haben dürfte, ist anzunehmen.
Somit steht es, sieht man das ganze als Spiel, 1 : 0 für die Bayern
Zweitens: je mehr Leute in eine Entscheidung involviert sind, desto eher sind Indiskretionen zu befürchten. Was sich ja bewahrheitet / gezeigt hat, als damals die Gerüchte aufkamen man wäre seitens der Hamburger an Sammer interessiert!
Hingegen Indiskretionen an der Isar? Fehlanzeige! Ich zumindest kann mich nicht erinnern, das dort mal irgendwas bewusst nach aussen lanciert wurde, um sich als Einzelperson zu profilieren!
Rote Karte für den HSV!
Dann unterscheidet die Nord- und die Süddeutschen wie ich finde noch eine gravierende Eigenschaft, die man jetzt auch an diesem Coup erkennen kann!
Denn während man beim Hamburger Sport Verein in der Regel Entscheidungen zur Unzeit zu treffen und zu verkünden pflegt – so kann man das sicher bezeichnen ohne irgendjemanden allzusehr auf die Hühneraugen zu treten, scheint man bei den Süddeutschen ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt zu haben!
Dort wird verhandelt und werden Gespräche geführt, während nicht einmal diejenigen damit rechnen die man als die ‚großen Experten‘ bezeichnet!
Ein weiterer Punkt ist sicher die Tatsache, das man bei den Lederhosen eher weniger auf den Euro als auf den Cent achtet. Sammer kann hier eher seine Visionen umsetzen als bei einem Klub wie dem von der Elbe, der zwar nicht Pleite aber doch fast chronisch klamm ist!
Also mindestens 3 : 0 für die Bayern!
Und last but not least: Sammer wohnt in München!
Er braucht also für seine neue Aufgabe weder umzuziehen noch irgendwelche anderen Entscheidungen zu treffen, die vor allem in familiärer Hinsicht gravierend wären. Er dürfte jetzt wieder öfters zu Hause sein, als das wohl während seiner Tätigkeit beim DFB der Fall gewesen ist!
Mit mindestens 3 : 0 also ein klarer Sieg für den Verein von der Isar!
Zu Bedauern sind jetzt nur 2!
Zum einen der DFB, der mit Sammer einen Verantwortlichen verliert, welcher die Jugend- und Nachwuchsarbeit des Verbandes in den Jahren seit 2006 erfolgreich umgekrempelt hat. Nicht zuletzt deswegen kann u. a. Jogi Löw heute auf einen Pool aus Nachwuchsspielern schöpfen, wie selten ein Nationaltrainer vor ihm.
Sammers erfolgreiche Arbeit ist nicht zuletzt auch daran zu erkennen, das große europäische Klubs sich über viele, viele Jahre lieber auf der Insel um Ersatz für wechselnde Spieler umgesehen haben, als in deutschen Stadien zuzugreifen!
Zum anderen ist es der PayTV-Sender sky!
Denn es ist kaum anzunehmen, das
1. die Bayern es zulassen, das ihr neuer Mitarbeiter für einen TV-Sender durch die Gegend reist und den Experten mimt.
Denn im Gegensatz zum DFB, wo Sammers Aufgabe nicht darin bestand, kurzfristig Dinge zu entscheiden und umzusetzen, ist sein neuer Job ein Tagesgeschäft! Beim DFB konnte eine Sache also durchaus auch mal einen oder 2 Tage liegen bleiben, bis sich Sammer wieder darum kümmern konnte.
Das wird seine jetzige Aufgabe nicht mehr zulassen!
Und das ist zweitens vermutlich auch der Grund, weshalb sich Sammer wohl auch von selbst nicht mehr als Experte für sky zur Verfügung stellen wird.
Denn wenn Sammer etwas macht, und das wird ihm von allen attestiert die ihn persönlich kennen oder bei der Arbeit erlebt haben, dann macht er es nicht zu 90 oder 95, sondern zu 100 %. Und das kann er zumindest in absehbarer Zeit nur einmal tun: Als Sport-Vorstand für den deutschen Rekord-Meister FC Bayern München!
Auf die paar Euro fuffzig, die er von sky für seine Tätigkeit bekommen haben dürfte, kann er jetzt zudem wohl locker zweimal (?!?!) verzichten. Auch wenn das vielleicht nur das Benzingeld war, was er für den Job verfahren hat!
Somit wird sich sky – auch wenn das bislang noch nicht offiziell ist – wohl nach einem Ersatz für den Rotblonden Sachsen umsehen müssen. Ich zumindest kann mir nicht vorstellen, das man ihn in der Saison 2012 / 2013 bei Champions League-Spielen oder in der Sport-Talkshow sky90 zu sehen bekommt!