Rasende Fahranfänger

Wer am Montagmorgen die Zeitung aufschlägt, kommt nicht selten in den zweifelhaften Genuß im Polizeibericht vom Wochenende lesen zu müssen, das schon wieder ein Fahranfänger sein Auto unter- und sein fahrerisches Können – soweit es denn vorhanden ist – überschätzt hat.

Denn nicht selten meinen manche aus dieser Personengruppe bekanntlich, das die ‚Pappe‘ gleichzeitig dafür steht, das sie Ahnung haben und wissen wie sich ihr Auto in gewissen Situationen verhält. Daher wird dann gerne auch das Gaspedal voll durchgetreten, ohne Rücksicht auf Verluste .

Und wenn so etwas nicht im Polizeibericht steht, dann lässt manch eine Todesanzeige erahnen, weshalb ein junger Mensch gestorben ist / sterben musste. In solchen Fällen ist dann nämlich in der Regel von einem ‚tragischen Verkehrsunfall‘ die Rede!

Dann heißt es nicht selten ‚Typisch Raser‘ und man sagt sich in Gedanken ‚Selber Schuld‘!

Doch in wie fern sind Jugendliche, die gerade erst ihren Führerschein in der Tasche haben, wirklich selber Schuld? Warum wird in solchen Fällen selten bis nie die Rolle der Eltern hinterfragt. Schließlich sind sie es es in Regel, die dem Nachwuchs den ersten eigenen fahrbaren Untersatz verschaffen.

Das sie nachher am Verlust des Nachwuchses schwer zu tragen haben ist unbestritten. Aber trotzdem denke ich, das die Frage durchausgestellt werden kann, wenn nicht sogar gestellt werden muss. Denn muss es unbedingt (immer) erst soweit kommen?

Diese Frage(n) kam(en) mir in den Sinn, als ich diesen Artikel gelesen habe!

Denn sogar Eltern, denen man – wie im verlinkten Artikel – eigentlich eine gewisse Intelligenz unterstellen können sollte, bremsen in den seltensten Fällen den falschen Ehrgeiz ihres Nachwuchses aus! Und so kommt es dann nicht selten, das am Ende ein gebrauchter Mittelklassewagen mit einer hohen, dreistelligen PS-Zahl in die unerfahrenen Fahranfänger-Hände gelangt!

Solche Autohändler wie jenen, der den erwähnten Artikel verfasst hat, sollte – nein müsste – es häufiger geben. So wäre zumindest noch eine – vom Verstand geleitete – Instanz präsent, die in die Bresche springt wenn selbst Eltern als solche ausfallen!

Aber darauf zu hoffen, ist wohl nicht wirklich sinnvoll. Schließlich kommt für die meisten erst der Umsatz bevor evtl. die moralischen Bedenken einsetzen!

Von daher gesehen ist die Diskussion, die jetzt der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser von der CDU mit dem Führerschein ab 16 ins Gespräch gebracht hat, in meinen Augen kontraproduktiv. Auch wenn ein solches Vorhaben den Jugendlichen auf dem Land sicher im Hinblick auf die Mobilität zugute käme.

Es wäre aber selbst – oder gerade – dann kontraproduktiv, wenn man die Fahrzeuge dieser Personengruppe auf eine Geschwindigkeit von maximal 80 km/h beschränken würde.

Denn man stelle sich einmal vor, was los ist, wenn plötzlich Dutzende von solchen Fahrzeugen auf den Autobahnen unterwegs sind! Nicht selten wären sie dann ein echtes Verkehrshindernis wie manch ein Lkw das vielleicht ist, die ja ebenfalls einem Tempolimit in diesem Geschwindigkeitsbereich unterliegen.

Mit zwei gravierenden Unterschieden:

– einen Lkw kann man von weitem als einen solchen erkennen und

– sie haben im optimalen Fall nach oben hin noch eine kleine Tempo-Reserve zur Verfügung, mit der sie eine brenzlige Situation durchaus noch etwas entschärfen können.

Ein Pkw, zudem vielleicht noch einer der gehobenen Mittelklasse, würde für viele urplötzlich und völlig überraschend im Weg stehen. Ganz zu schweigen davon, das hier wahrscheinlich keine solche Reserve mehr vorhanden wäre.

Die Folge wären sehr wahrscheinlich eine steigende Zahl von Unfällen und auch Toten.

Schließlich dürfte die Wirkung, die das Auffahren eines mit 120 km/h und schneller fahrenden Fahrzeugs in einen achtzig km/h ’schnellen‘ Pkw hat, dem eines Aufpralls gegen eine Wand gleichkommen!

Von daher sollten Eltern trotz aller Liebe zu ihren Kindern – oder gerade wegen dieser Liebe – einmal öfter ihren Verstand einschalten, und dem Nachwuchs ins Gewissen reden. Einen Mercedes mit 200 PS kann man auch mit 30 noch fahren. Das muss nicht schon 2 Wochen nach der Führerscheinprüfung passieren!

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