Keine Ahnung haben aber Empfehlungen geben

Allerorten sind die hohen Spritpreise Thema Nummer 1.

So auch bei unserer regionalen Tageszeitung, die diese zum Anlaß für eine Umfrage nimmt. Sie will wissen, wie die galoppierenden Preise das (Fahr)Verhalten ändern.

Doch das ist es nicht, was mich auf die bekannte Tropenpflanze treibt. Vielmehr ist es ein Kommentar des Vorsitzenden der Partei ‚Die Linken‘ hier aus Lüneburg.

Er schreibt (als jemand der in der Stadt wohnt):

Was ich immer wieder feststelle: Plötzlich ohne Auto auszukommen ist unvorstellbar, sich ohne Auto zu errangieren, wenn man muss, ist einfacher als gedacht. Ich empfehle: plant einmal euer Leben ohne Auto – es geht. Sogar auf dem Land.

Ich liebe solche Menschen! Wirklich! Leute die (anscheinend) nicht wissen wovon sie reden, einem aber Empfehlungen geben, könnte ich stundenlang knuddeln in den Hintern treten!

Wenn die Leute auf dem Land, so wie er wohl, erst um 8 oder 9 h anfangen bräuchten zu arbeiten, könnte er vielleicht recht haben. Aber es gibt auch Arbeitnehmer, die morgens um 6 auf der Arbeit sein müssen oder bis abends 22 oder gar 23 h arbeiten müssen – und dann?

Bestes Beispiel ist meine Schwester: Sie muss jeden morgen um 6 h anfangen zu arbeiten. Es kommt aber auch vor das sie Spätschicht hat und daher eben bis 22 oder 23 h arbeiten muss.

Ohne Auto wäre sie auf den ÖPNV angewiesen! Das hieße folgendes:

  • der erste Bus ist um viertel vor 6 in der Stadt
  • der Anschlußbus fährt um 3 Minuten vor 6 und ist um viertel nach 6 an der entsprechenden Haltestelle
  • inklusive Umziehen (da Lebensmittelproduktion) Verspätung von mindestens 30 Minuten
  • der letzte Bus fährt um 20.30 h

Dieses Minimum von 30 Minuten gilt aber auch nur solange die Busse ihre Fahrpläne einhalten können und nicht wegen Fahrzeugproblemen oder Witterungsbedingten Schwierigkeiten Verspätungen produzieren.

Oder das Gegenteilige Beispiel: Arbeitsende 22 oder 23 h!

Sollen die Leute dann zu Fuss gehen, weil der letzte Bus schon um 20.30 h gefahren ist? Sollen die Leute die Arbeit verweigern, weil sie dann abends nicht mehr zeitig nach Hause kommen?

Wir haben hier zwar noch ein Anruf-Sammel-Mobil, welches zu festen Zeiten nach Ende des ÖPNV während der Woche bis 0 h und am Wochenende (Freitag- und Samstagnacht) bis 3 h fährt. Dieses muss bis eine halbe Stunde vor dem Beginn der gewünschten Fahrt angerufen werden. Dann wird man – für Fahrten mit Ziel in der Stadt oder bestimmte, direkt an Lüneburg grenzende Orte – an allen regulären Haltestellen abgeholt.

Wohnt man aber noch weiter raus im Landkreis, muss man erst einmal innerhalb der Stadt von einer Haltestelle zu einer bestimmten anderen fahren, um dann von dort nach Hause zu kommen. Das kann im schlimmsten Fall eine weitere Verzögerung von einer Stunde mit sich bringen!

Sicher etwas, das jeder Arbeitnehmer ohne zu murren akzeptiert!

Eine wirkliche Alternative ist dieses ASM daher auch nicht. Auch nicht wegen der zusätzlichen Kosten, die dabei anfallen!

Denn neben der Monatsfahrkarte für den Bus, die man wohl mindestens mit läppischen 60 € kalkulieren dürfte, fielen dann noch einmal rund 70 € (mit Monatskarte) respektive 80 € ohne MK pro Monat für das Sammel-Mobil an – gerechnet auf 20 Werktage und dem günstigsten Entfernungstarif. Wohnt man jedoch jwd – also janz weit draußen, schlägt das ASM bei den veranschlagten 20 Werktagen heutzutage wohl mit bis 240 € zu Buche!

Das gibt ein Gehalt weder für einen Monat noch auf Dauer her.

Also, wer hier von ‚einfach‘ oder ‚problemlos‘ spricht, hat nicht wirklich Ahnung wovon er redet. Wahrscheinlich, weil er in der Stadt lebt, mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann und einen Job hat, bei dem er – wie gesagt – erst um 9 h anfängt und um 16 h wieder nach Hause geht. Dann wäre ein Leben ohne Auto vielleicht auch auf dem Land möglich.

Aber dann dürfte man auf dem Land auch keine Tiere mehr halten, nur Freunde vor Ort haben, müssten die Kommunen für eine vernünftige Infrastruktur sorgen und man selbst Kulturmuffel sein – was Kneipen- und Restaurantbesuche einschließt -. Dann, ja dann wäre ein Leben ohne Auto auf dem Land wohl absolut problemlos.

Nur könnte man sich dann auch gleich erschießen, oder?

Beitragsbild: ©pixabay/Geralt

3 Gedanken zu „Keine Ahnung haben aber Empfehlungen geben“

  1. Dem ist nichts hinzuzufügen!

    Ob das nun die Linken oder andere sind, eines hat dieses Klientel gemeinsam. Es sind reine Theoretiker… nicht mehr. Und hierin liegt m.E. das Problem für solche „geistigen Ergüsse“. In der Theorie kann ich viel, auch in zwei Minuten von Hamburg nach Rom fahren. Nur bei aller Theorie sollte man nie die Umsetzbarkeit aus dem Auge verlieren, genau das tun diese Damen und Herren immer wieder aufs Neue.

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    • Hallo Thomas!

      Danke für Deinen zustimmenden Kommentar!

      Du hast mit dem was Du sagst auch durchaus recht! Aber es ist – zumindest für mich – geradezu auffällig, wie vor allem die Linken erst reden und dann – sofern das für den betreffenden überhaupt möglich ist – erst anfangen zu denken!

      Auf eine Aussage von denen, der man als ’normal‘ denkender Mensch vielleicht noch zustimmen könnte, kommen neun, bei denen man sich eigentlich nur noch an den Kopf fassen kann.

      Diese Quote ist bei den anderen Parteien durchaus höher!

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