Die Schlecker-Insolvenz

Zum 31. März hat nun also eine fünfstellige Zahl von Mitarbeitern der Drogeriekette Schlecker und des Tochterunternhmens ‚Ihr Platz‘ die Kündigung erhalten.

Vordergründig gescheitert ist der Versuch, diese Kündigungen zu vermeiden, am Nein der FDP zu den Investitionen in Millionenhöhe um eine Transfergesellschaft gründen und damit die zu entlassenden Mitarbeiter aufzufangen! Deshalb wird die Partei dafür von allen Seiten kritisiert.

Vor allem natürlich von ihrem Koalitionspartner auf Bundesebene, der CDU, aber auch von der Opposition. Hier tut sich vor allem die SPD hervor. Wirklich verwundern darf das allerdings niemanden. Stehen doch beide Parteien in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein vor Landtagswahlkämpfen. Und da macht es sich nie besonders gut, wenn man zulässt das über 10.000 Mitarbeiter eines Unternehmens auf die Straße gesetzt werden müssen weil man kein Geld für die Rettung ihrer Arbeitsplätze aufbringen will.

Das dies nicht so gut ankommt, liegt auch daran, das man andererseits Milliarden in einen Euro-Rettungsschirm investiert. Dieses Missverhältnis ist aber auch das einzige, das für mich einen faden Beigeschmack hat!

Wobei man aber auch – so sarkastisch und überheblich das auch klingen mag –  sagen muss, das der Kollaps eines ganzen Euro-Landes größere Auswirkungen auf uns haben dürfte, als die Kündigung von 10 oder 20tausend Menschen. Eine weit größere Wirkung als die 800 Milliarden Euro, die dieser Rettungsschirm jetzt schwer ist! Vor allem, wenn es dann nicht nur Griechenland ist, das in den Abgrund gezogen wird.

Doch nicht die Politik, nicht die CDU, die SPD, vor allem aber auch nicht die jetzt als Schuldige an den Pranger genagelte FDP ist für den Untergang des Unternehmens verantwortlich, sondern dessen Chef Anton Schlecker. Dieser hätte – auch nach Expertenansicht – schon vor über 10 Jahren (um das Jahr 2000 herum) anfangen und sein Unternehmen auf die veränderten Gegebenheiten des Marktes anpassen müssen. Doch das ist unterblieben.

Der Unternehmer aus Ehingen hat stattdessen so getan, als wären im neuen Jahrtausend immer noch die aus den 80er oder 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gültigen Anforderungen des Marktes aktuell. Oder hat irgendwer in den vergangenen 10 Jahren massive Veränderungen bei den Schlecker-Märkten im Gegensatz z. B. zu der Wende-Zeit feststellen können? Ich nicht!

Unternehmen wie dm oder Rossmann haben die Zeichen der Zeit hingegen nicht verpennt und sich den neuen Masstäben angepasst.

Ergebnis dieser Anstrengungen: Die Unternehmen expandieren und können in der Regel jedes Jahr Gewinne einfahren.

Und es kann doch nicht wirklich im Sinne von uns Steuerzahlern sein, das wir Jahrelanges Missmanagment auch noch mit Steuergeldern subventionieren und somit fördern! Oder etwa doch?

Natürlich, und da wiederhole ich mich wenn es sein muss immer wieder:

Miterleben zu müssen, wie zehntausende Angestellte in eine ungewisse Zukunft entlassen werden – auch wenn die Arbeitsagentur sagt, im Bereich des Einzelhandels sind 20.000 freie Stellen vorhanden die mit den jetzt entlassenen besetzt werden könnten (was aber wohl nur für einen Bruchteil zutrifft, wenn man sich mal das Alter vieler Schlecker-Mitarbeiter vor Augen führt) – tut weh. Tut sehr weh!

Aber ich bin der Ansicht, das es nur zu vertreten gewesen wäre, die nötige Transfergesellschaft mit Millionen von Steuergeldern zu fördern – da wäre am Ende vermutlich nicht einmal 10 oder 20 % des Geldes wieder zurückgeflossen, wenn die Schieflage de Unternehmens auf in jüngster Vergangenheit liegende, schwerwiegende Verwerfungen im Marktsegment der Drogeriekette zurückgeführt werden müsste.

Doch das ist eben nicht der Fall. Die bereits erwähnten Drogerieketten dm und Rossmann mussten aufgrund der Finanzkrise auch Verluste hinnehmen und konnten nicht nach Gutdünken walten und schalten wie es ihnen vielleicht gefallen hätte. Aber sie waren entsprechend aufgestellt, um diese Krise einigermaßen schadlos überstehen zu können.

Bei Schlecker bleibt aber das Gefühl, das dies nicht der Fall war, und man nicht wirklich darauf vorbereitet war, soetwas meistern zu müssen!

Und daher bin ich der Ansicht, das die FDP sich vernüfntiger Weise – auch in den Augen vieler Fachleute – quergestellt und nicht zugelassen hat, sinnlos Millionen von Steuergeldern zum Fenster hinauszuschmeissen um hinterher mit leeren Händen dazustehen!

Was aber noch mehr als nur Hohn ist, nur um das mal erwähnt zu haben: Ein Gewerkschafter namens Frank Bsirske – irgendwo hab ich den Namen glaube ich schon mal gelesen oder gehört (nur wo?) – hat noch vor wenigen Monaten gefordert, Schlecker wegen der schlechten Entlohnung seiner Mitarbeiter zu boykottieren. Nun kritisiert er das Scheitern der Transfergesellschaft.

Nur warum? Er hat doch bekommen was er wollte!

2 Gedanken zu „Die Schlecker-Insolvenz“

  1. Ausnahmsweise war ich auch der Meinung der FDP. Warum sollten öffentliche Gelder für dieses Projekt ausgegeben werden? Angesichts der Lage am Arbeitsmarkt sollte das jetzt auch anders möglich sein. Ein Argument ist allerdings schon berechtigt: Wenn man für die Bankenrettung so viel Geld in die Hand nehmen konnte, hätten uns an der Stelle die 50 Mio. auch nicht „weh getan“. Trotzdem finde ich die Entscheidung aus meiner Sicht auch richtig.

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