Über meine Blogroll bin ich auf einen Artikel auf Stefan’s Terablog gestoßen. Er berichtet dort über seine Erfahrungen bei einem Stromanbieter-Wechsel mit Hilfe des Vergleichs-Portal verivox.de.
Zuerst wollte ich noch auf der Artikelseite kommentieren. Doch je länger ich überlegte und schrieb, desto länger wurde dann auch der Kommentar. Letztlich hatte ich das Gefühl, das der Kommentar an sich wohl fast länger wird wie der Artikel auf den er sich bezieht. Und daher entschloß ich mich, daraus lieber einen eigenen Beitrag zu machen.
Denn so sehr ich die eine – Stefans – Sicht auch verstehe, zumal es ja nicht wirklich ohne ist anscheinend was er einspart, aus der er / man schreibt, so versuche ich doch auch möglichst immer eben nicht nur die eine Seite der Medaille zu betrachten. Denn jedes Ding hat seine zwei Seiten.
Was mir an Stefans Bericht als erstes ins Auge stach, war die anscheinend existente – und überschäumende?!? – Geiz ist Geil-Mentalität.
Am deutlichsten sichtbar ist sie für mich an folgenden zwei Statements von Stefan
Wir werden uns zukünftig bei jeder Strompreiserhöhung nach einem günstigeren Anbieter umsehen und dann auch wechseln‘
und
Gespart haben wir diesmal zwar nur durch den den Neukundenbonus von 120,- Euro. Aber das fanden wir besser als Garnichts.
Natürlich ist es schön, wenn man die Möglichkeit hat, hier und da etwas zu sparen und vielleicht sogar noch Geld ‚hinterher geworfen‘ bekommt. Aber sollte man sich bei aller Freude über ein mögliches Spar-Potential dann nicht auch einmal überlegen, wie das zustande kommen kann!
Ich denke schon!
Ein zweiter Punkt, der für mich erkennen lässt das hier nur der eigene – kurzsichtige – Standpunkt betrachtet wird, ist die Kritik an den nach Stefans Ansicht immer noch zu langen Wechselfristen. Er moniert, das er dadurch einen Monat den gestiegenen Preis seines alten Anbieters zahlen musste.
Für den Kunden sind solche Angebote kurzfristig gesehen natürlich toll! Man kommt schnell aus dem einen Vertrag raus und spart dann eventuell (auf den ersten Blick) noch. Wohlmöglich bekommt man dann sogar noch einen ‚Bonus‘, der – wenn man es sich genauer betrachten würde – wahrscheinlich keiner ist. Denn ich glaube das dies bei Vattenfall & Co. vielmehr eine Quer-Subventionierung mit Gewinnen aus dem Geschäft mit den Kern- und Kohlekraftwerken ist, um einen Kampfpreis mit Kampf-Konditionen anbieten zu können.
Nicht umsonst ist – wenn ich die von Stefan angegebenen Daten richtig erfasst habe – Vattenfall wohl der erste Anbieter, der in Punkto Vertragslaufzeit Stefans Forderung erfüllt / erfüllen kann.
Nur wird wohl nie jemand erfahren, wie die großen 4 diese Konditionen anbieten können! Weil es nirgendwo geschrieben steht: Geschäftsgeheimnis!
Langfristig gesehen dürfte diese ‚Geiz-ist-Geil‘-Mentalität aber schädlich sein. Warum?
Weil sie eben auf Dauer nur von denen durchgehalten werden kann, die sich keine Gedanken darum zu machen brauchen, wie sie etwaige Verluste in einem Firmen-Segment ausgleichen können. Schließlich sind alle großen Strom-Anbieter breit aufgestellt – in mehreren Bereichen aktiv. Alle anderen werden über kurz oder Lang Probleme bekommen.
Ein gutes, wenn nicht vielleicht das beste, Beispiel ist da wohl Tel-da-Fax! Auch wenn die sich letztendlich mit ihren Aktivitäten in mehreren – von einander unabhängigen – Segmenten übernommen haben, sind sie auch daran gescheitert nicht vernünftig kalkulieren zu können!
Denn vernünftig kalkulieren können bedeutet u. a. auch zu wissen mit welchen Kennzahlen ich arbeiten kann! Wenn aber die wichtigste Kennzahl ‚Kunden‘ sich ständig ändert, ist das so gut wie unmöglich.
Auch Mercedes – als Beispiel – könnte nicht ordentlich kalkulieren, wenn sie heute 100 Autos, morgen 100.000 übermorgen 10.000 und in einer Woche 1 Million Autos am Tag verkaufen würden. Daimler weiß, wieviele Autos sie im Schnitt absetzen und kann daher ‚vernünftig‘ kalkulieren ohne auf Dauer zu sehr in die Verluste zu rutschen.
Denn die Absatzzahlen mögen variieren. Aber sie stürzen nicht an einem Tag ins Bodenlose, um am nächsten Tag nie vorher gesehene Höhen zu erklimmen.
Daher können diese Kampfpreis-Kalkulation auf Dauer eben nur die Platzhirsche wie in diesem Bereich e-on, Vattenfall, EnBW und RWE durchhalten. Denn die gleichen ihre möglichen und wahrscheinlichen Verluste im Bereich Öko-Strom mit den Gewinnen aus ihren Haupt-Segmenten, den AKW und KKW, locker wieder aus. Etwas, was für einen Anbieter wie Stefans früherem lokalen Stadtwerken nicht wirklich möglich ist!
Ob das dann noch aufwiegt, das mein Strom Öko ist – ich weiß nicht!
Das erst versetzt diese Firmen in die Lage, solche ‚Kampfpreise‘ bzw. Vertragsmodalitäten anbieten zu können!
Zum zweiten haben sie damit einen weiteren – für sie wichtigen – Punkt erreicht: Sie haben einen Kunden von einem kleinen lokalen Konkurrenz-Anbieter (wieder) zurückgeholt.
Ich für meinen Teil würde mir zweimal überlegen, ob ich
a.) wieder zu einem der Platzhirsche zurückkehre, nachdem ich einen von denen den Rücken gekehrt habe – in diesem Falle der e-on avacon -, die eben mit AKW und KKW ihren hauptsächlichen Umsatz machen – und die wir ja eigentlich alle weg haben wollen. Und das dann für vielleicht gerade mal 50 Euro im Jahr / 4,16 € im Monat!?!?!
b.) für einen Verein, der dermaßen In-Transparent ist und eine mehr als unterirdische Außendarstellung hat – Stichwort (das viele Hamburger und Nordost-Niedersachsen sicher bestätigen werden) vor allem AKW Krümmel und das Kohlekraftwerk Moorburg – (dermaßen) die Werbetrommel rühren würde!
Aber RWE, e-on, Vattenfall und En-BW tun sich diesbezüglich sicher nicht allzuviel!
Ich bin lieber bei einem Anbieter, bei dem ich weiß das er keinen Aktionären verpflichtet ist und wo ich sicher sein kann das mein / unser Strom nicht vielleicht doch aus einem AKW kommt. Denn die Stadtwerke Flensburg haben – soweit ich es eruieren konnte – keines. Da kann ich dann auch durchaus damit leben, das der Preis etwas höher ist.
Tue ich damit doch auch der Allgemeinheit etwas Gutes, und nicht nur irgendwelchen versnobten Aktionären!
Prinzipiell gebe ich dir recht, aber bei den Stromanbietern wäre ich bereit eine Ausnahme zu machen und wie Stefan ständig wechseln (wenn ich nicht zu faul dafür wäre…). Denn leider sind die deutschen Stromanbieter fast so schlimm wie die Ölmultis und versuchen den Kunden zu besche*ssen, wo es nur geht und das muss man sich als Kunde nicht gefallen lassen!
Es ist ja in der Tat nicht verkehrt, häufiger zu wechseln. Das ist im Prinzip auch nicht das, was ich kritisiere oder daran nicht so prall finde.
Mir gehts hier eher darum, das man möglicherweise vor lauter gesparten Euros das fördert, was man eigentlich gar nicht will: den großen Konzernen mit seinem Handeln in die Karten zu spielen!
Jetzt bin ich direkt nachdenklich geworden, nachdem gestern der Brief mit der nächsten Preiserhöhung kam und ich eigentlich fest entschlossen war zu wechseln. Naja, mal sehen. Letztes Jahr hatte ich es auch schon vergessen….