Wulffs Privatkredit

Der ehemalige Ministerpräsident von Niedersachsen und jetzige Bundespräsident Christian Wulff sieht sich momentan mehr oder minder starker Kritik wegen eines Privatkredits ausgesetzt.

Nach einigem Zögern hat er nun ein gewisses Maß an Fehlverhalten und möglicher Fehlinformation der Öffentlichkeit zugegeben. Dafür wird er durch die Bank weg auch von fast allen politischen Parteien gelobt.

Natürlich kommt bei solchen Dingen immer irgendwie ein 'Geschmäckle' auf. Das lässt sich gar nicht vermeiden.

Da wird z. B. kritisiert, das er - anders als eben Otto-Normal-Bürger - die Möglichkeit hat, sich von der Frau eines (Ex-)Unternehmers günstig Geld zu borgen. Nur das bringt doch auch das Amt des Ministerpräsidenten oder überhaupt das Amt eines (leitenden) Politikers mit sich, das er in Kreisen verkehrt die Lieschen Müller von nebenan nicht offen stehen.

Erwartet irgendwer wirklich ernsthaft von (einem) erfolgreichen und / oder größeren Unternehmer(n) das er / sie sich der Möglichkeit verwehrt / verwehren in Kreisen politisch tätiger Menschen zu verkehren? Und andersherum von einem Politiker die Haltung, das er keine engeren Kontakte zu Kreisen erfolgreicher Unternehmer knüpft, sondern nur mit Personen vom Stamme Lieschen Müller verkehrt?

Das ist doch weltfremd!

Alleine schon, weil es dieser Kontakte zwischen Politik und Wirtschaft bedarf, um überhaupt erfolgreiche Arbeit leisten und etwas für die Menschen erreichen zu können. Das diese auch irgendwann auf die persönliche private Ebene gelangen, lässt sich nie vermeiden.

Keine Kritik an Zeitung für zwielichtigen Beweggrund

Vielleicht mag Christian Wulff auch ein wenig das Gespür fehlen, wann er wie reagieren sollte. So wie Anita Fünffinger vom Bayerischen Rundfunk es in ihrem Tagesthemen-Kommentar kritisiert.

Aber wer kritisiert jene (Zeitung), die diese angebliche 'Lüge' eigentlich erst publik gemacht hat / haben. Wobei ich nicht wirklich eine Lüge erkennen kann! Schließlich hat er - nach allem was man weiß - auf die ihm von der damaligen Opposition gestellten Fragen korrekt geantwortet. So wie es die meisten / alle Politiker auch machen würden.

Denn wer verrät freiwillig mehr als er muss?

Keiner! Weder ein Steuersünder, noch ein Straftäter gibt freiwillig mehr zu, als man ihm zum Zeitpunkt der Fragestellung nachweisen kann. Zumal wenn es eigentlich nur um einen moralischen Standpunkt geht. Denn Moral stellt immer auch eine persönliche Sichtweise dar und ist bzw. wird nicht per Norm vorgeschrieben.

Nur warum ist das diesmal so völlig daneben, das Wulff sich so verhielt wie alle Politiker vor ihm und so wie sich alle nach ihm wohl auch verhalten werden?

Wer hinterfragt eigentlich den Beweggrund der BILD-Zeitung, diese 'Affäre' publik zu machen?

Denn im Gegensatz zu seinem Vorgänger im Amt des Bundespräsidenten Horst Köhler, soll Wulff's Verhältnis zur Bild-dir-deine-Meinung-Zeitung ein sehr distanziertes sein. Das könnte man also dergestalt übersetzen, das er den Redakteuren dieser 'Boulevard-Zeitung' nicht auf dem Schoß sitzt und diese auch nicht als erstes oder am ausführlichsten von ihm informiert werden.

Und das ist etwas, das den Mitarbeitern dieser Springer-Zeitung so gar nicht passt. Das lassen diese überhaupt gar nicht gerne mit sich machen. Und wer das trotzdem tut, muss mit Liebesentzug und scharfen Gegenwind aus dem Berliner Verlag rechnen.

So ergeht es nun Christian Wulff und so erging es - sofern ich richtig informiert bin - auch seinem Vor-Vorgänger im Amt, dem ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau. Auch dieser soll meines Wissens nach keine Standleitung in die Redaktionsräume des Axel-Springer-Verlages gehabt haben. Und prompt fiel man über ihn mit der 'Düsseldorfer Flugaffäre' her.

Auch Johannes Rau durfte die Rache spüren

Also sollte man doch zumindest auch einmal Ansatzweise die Beweggründe dieser Zeitung in den Fokus stellen, Politiker anzuschwärzen die eine (kritische) Distanz zu ihr wahren und sie nicht über jeden Furz und jedes Bäuerchen informieren, oder?

Zumal es immer nur um Dinge ging oder geht, die mehr oder minder weit in der Vergangenheit liegen. Wenn man seitens der betreffenden Redaktion gewollt hätte, hätte man sicher auch Horst Köhler einen vors Schimisett kleistern können. Aber da dieser enger mit den Redakteuren gewesen sein soll als Rau und Wulff - und das sowohl in ihren Ämtern als Minister in ihren jeweiligen Bundesländern als auch im Amt des Bundespräsidenten - hat man wohl keine Veranlassung gesehen, mal zu schauen ob er nicht auch eine Leiche im Keller haben und die man publik machen könnte.

Es ist also anzunehmen, das die Beweggründe für das Bekanntmachen dieses Privatkredits nur zu einem Teil darin zu suchen sind, die Öffentlichkeit 'umfassend' zu informieren. Sondern die Beweggründe werden zu einem mehr oder weniger großen Teil auch darin zu suchen und zu finden sein, Wulff zu zeigen was passiert wenn man (eine gesunde) Distanz zwischen sich und der Zeitung hält: Du spielst unser Spiel nicht mit, also zeigen wir Dir mal, was dann mit solchen Leuten passiert.

Und ob das der Demokratie an sich förderlich ist, wenn eine einzige Zeitung entscheidet, bei welchem führenden Politiker der Daumen gehoben oder gesenkt wird, darf wie ich denke zumindest ein ganz klein bisschen in Zweifel gezogen werden.


5 Gedanken zu „Wulffs Privatkredit“

  1. Jaja was ist wenn man ein Haus haben will aber das Geld fehlt? Neinnnn sparen ist uncool man leiht sich mal eben eine halbe MIlle und läd dafür dann den „Mann der Privatbank“ ein mit in den „Urlaub zu fahren“ *hust* ich finds noch immer unglaublich…

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