Nokia!
Das war bis vor einigen Jahren eigentlich der Stern am Himmel der Handy-Hersteller. Wer vernünftige Qualität und zukunftsfähige Technik in Händen halten und damit mobil telefonieren wollte kam am finnischen Hersteller mehr oder weniger nicht vorbei!
Dementsprechend begehrt waren die Mobiltelefone ‚Made in Finland‘ und Nokia stürmte von einem Umsatzrekord zum nächsten! Und um der damiligen Nachfrage nachkommen zu können, wurde in Europa ein Werk nach dem anderen aus dem Boden gestampft. Natürlich mit ordentlich viel Geld der jeweiligen Steuerzahler. Oder auf gut Deutsch: Mit reichlich staatlichen Subventionen.
Doch leider vergaß man im finnischen Espoo bei allem Jubel und dem strahlenden Glanz der Vergangenheit und Gegenwart anscheinend an die Zukunft zu denken. Denn die Zeiten in denen ein Nokia-Handy ein ‚Must have‘ waren oder sind lange vorbei. Zumal heute Smartphones der letzte Schrei sind. Und in dem Sektor ist Nokia meines Wissens nur ein kleiner Fisch.
Dabei hätte man ein mahnendes Beispiel fast in ‚Sichtweite‘ gehabt. Dem schwedischen Autmobilhersteller Saab geht es schließlich nicht erst seit 2010 miserabel, weil man die Zeichen der Zeit nicht wirklich erkannt hat(te)
Da man aufgrund der immer stärker werdenden Konkurrenz immer günstiger produzieren musste, wich man mit seiner Produktion komplett vom mehr oder weniger stark Subventionierten deutschen Werk Bochum in einen ebenfalls mit vielen Millionen staatlicher Gelder geförderten Neubau im rumänischen Cluj aus. Schließlich konnte man dort, was in Deutschland anscheinend / angeblich nicht mehr möglich war: Mit im Verhältnis zum Nutzen stehenden Personalkosten herstellen.
Weitsicht Fehlanzeige! Nicht von 12 bis Mittag denkend
Natürlich fand der Umzug nicht statt, ohne das deutsche Werk trotz wochenlanger Streiks der Belegschaft und heftigen Protesten der deutschen Wirtschaftsverbände und der Politik komplett dicht zu machen und damit mehrere tausend Menschen in die Arbeitslosigkeit zu schicken. Wenn ich mich recht entsinne, war man sogar nicht im geringsten gewillt, dort einen Nachmieter einziehen zu lassen, der zumindest einen Teil der Belegschaft weiter Beschäftigung gesichert hätte.
Aber er fand anscheinend auch ohne Weitsicht und Logik in den Chefetagen statt. Denn dort scheint man wirklich geglaubt zu haben, das Rumänien (und die anderen osteuropäischen Staaten) auf Ewig – zumindest aber auf Jahre hin – das Schlaraffenland in Sachen Personalkosten bleiben würden! Das dem nicht so ist, und auch nicht so sein würde, hätte jeder vernünftig handelnde Wirtschaftsboss wissen und einkalkulieren müssen.
Otto-Normal-Bürger hätte es zumindest geahnt, aber wann wird der schon mal gefragt?
Und so kommt es nun, das auch das Werk in Rumänien dicht gemacht und die Produktion nach Asien verlagert wird. Sehr wahrscheinlich wird auch dort die entsprechende staatliche Unterstützung nicht fehlen.
Man hat es also seitens Nokia geschafft, in wenigen Jahren staatliche Subventionen – und somit Gelder der Steuerzahler (und Kunden) – im vermutlich hohen zweistelligen Bereich im wohl wahrsten Sinne des Wortes zu vernichten.
Zwar fordert der rumänische Staat, wie damals unsere Regierung, einen Teil der gezahlten Subventionen zurück – die Rede ist von ca. 20 Millionen Euro -, aber ob diese Rückzahlung jemals erfolgen wird dürfte aus den Erfahrungen heraus und aufgrund der wohl desatrösen Finanzlage der Finnen eher zu bezweifeln sein.
Mir ist zumindest bislang nicht bekannt das dem deutschen Steuerzahler seitens Nokias oder des finnischen Staates die Subventionen bislang auch nur Ansatzweise zurückgezahlt wurden.
Das deutsche Politiker von (Zitat Peer Steinbrück)
Karawanen-Kapitalismus
oder auch von einer
Subventionsheuschrecke
sprechen, mag den Nagel auf den Kopf treffen und die Vorgehensweise der Finnen zielgerichtet beschreiben. Aber solange die Firmen den Staaten egal wo in Europa oder der restlichen Welt in Sachen Subventionen auf der Nase herumtanzen können, wird das von diesen nur mit einem Achselzucken und mit Worten ‚des ausdrücklichen Bedauerns‚ abgetan.
Den Staaten und vor allen ihren Bürgern ist damit weiß Gott nicht geholfen. Denn man weiß ja was Heuschrecken hinterlassen, wenn sie in einem Gebiet fertig sind: Nichts als Öde Landschaft.
Die Rechnungen werden wahrscheinlich unbezahlt bleiben
Die treffenden Beschreibungen vermögen auch nicht zu verhindern, das in den Chefetagen auch bei dieser Aktion in Rumänien nicht von zwölf bis Mittag gedacht wird.
Denn auch in Asien wird man sicher über kurz oder lang nicht mehr zum Fast-Nulltarif (im Vergleich zu Europa) produzieren können. Nokia wäre zumindest nicht der erste Hersteller / Produzent, der aus dem Traum vom Schlaraffenland Asien beinhart auf den Boden der (teuren) Realität zurückgeholt wurde und daher kleinlaut wieder in heimischen Gefilden produzieren möchte.
Wie gerne würde man hoffen, das die Staaten Nokia und allen anderen Subventionsheuschrecken dann erst einmal die jetzt unbezahlt bleibenden Rechnungen präsentieren und auf Bezahlen drängen würden. Aber es wird wohl auch in Zukunft sein wie heute und in der Vergangenheit:
Das Wort ‚Arbeitsplatzgarantie‘ oder das Versprechen, viele Arbeitsplätze zu schaffen, wird schwerer wiegen als das was in der Vergangenheit an Kosten verursacht wurde. Wozu hat man schließlich seine Bürger?