Warum eigentlich diese Treueschwüre?

Nachdem in der letzten Woche der Zweitligist VfL Bochum schon die Halbwertzeit von Treueschwüren gedrückt hatte, hat der Bundesligist HSV diese nochmals drastisch nach unten verkürzt.

Denn während man in Bochum 48 Stunden brauchte, um das gesagte zu vergessen, brauchte die Verantworlichen des Hamburger Sport Vereins nur noch rund 24 Stunden. Schließlich betonten sie am Sonntag in jede Kamera die sie finden konnten, das Michael Oenning noch am Freitag beim Auswärtsspiel gegen den VfB Stuttgart als Chef-Trainer auf der Bank sitzt.

Soviel also zum Thema Respekt im Sport und dem Umgang miteinander.

Natürlich werden einige sagen, das die Cheftrainer ja schließlich genug verdienen, um ein Teil des Gehalts als Schmerzensgeld bei einer Entlassung betrachten zu können. Michael Oenning wird jetzt sicher nicht am Hungertuch nagen. Zumindest die nächsten Monate erst einmal nicht.

Aber egal wieviel die Trainer verdienen, die Höhe des Gehalts kann und darf die Chefs der Vereine nicht aus der Verantwortung entlassen, Respektvoll mit ihrem Übungsleiter umzugehen. Schließlich haben nicht nur die Spieler auf dem Platz eine Vorbildfunktion für die Gesellschaft / Fans, sondern auch jene die hinter den Kulissen aktiv sind.

Die Vorstände, Sportdirektoren und wer sonst noch für die Entlassung und Verpflichtung der Trainer zuständig ist, sollten sich ihre Treueschwüre in Zukunft in den Allerwertesten stecken, und entweder den Mund halten oder sich wie folgt äußern:

Warten Sie einfach ab, wer bei nächsten Spiel auf der Bank sitzen wird!

Das erspart Ihnen, den Trainern, den Medien und auch allen Fans diese unglückseligen Trauerspiele.

Für Friedhelm Funkel freut es mich, das er das Trainerkarussell schon eine Woche später wieder verlassen und bei Alemania Aachen umgehend einen neuen Job antreten konnte. Das spricht für seine Qualität. Ich hoffe, das die Alemannen seine Qualitäten und seine Erfahrung mehr zu schätzen wissen, als man das offensichtlich bei den Bochumern konnte.

Und das der VfL Bochum zumindest im ersten Spiel unter dem neuen Trainer eine 0:4-Klatsche bekommen hat, freut mich zumindest in Hinsicht auf Todt & Co. genauso. Lassen wir uns mal überraschen, ob sich der Trainerwechsel wirklich gelohnt hat oder ob sich dieser Alptraum für Fans und die Chefetage nicht doch wie gehabt fortsetzt.

Denn so wirklich will ich die Ausrede ‚Der neue Trainer hatte ja nur 36 Stunden Zeit sich die Mannschaft anzugucken‘ nicht gelten lassen. Weil: wenn die Spieler selbst dann nicht ins Laufen kommen, wenn sie sich einem neuen Trainer anbieten können, wann dann?

Und was Rudolfo Esteban Cardoso, der Übergangsweise die Profis der Hanseaten trainiert, bei den Spielern bewirken soll erschließt sich mir auch nicht so wirklich. Das sie mit bzw. unter ihm gegen den VfB Stuttgart gewinnen werden wagen ja wohl nur die kühnsten Optimisten zu hoffen.

Im Gegenteil: Das der HSV mal aus dem Strudel der dauernden Trainer-Entlassungen herausfindet, dürfte mehr denn je bezweifelt werden. Ich zumindest glaube nicht, das sie es zukünftig irgendwann auch nur Ansatzweise schaffen werden, einen Trainer mehr als ein oder zwei Jahr(e) am Stück seine Arbeit machen zu lassen!

Frank Pagelsdorf dürfte also noch ein paar Jahre der Rekord-Halter in Sachen ‚Trainer des HSV‘ sein, bis irgendwer seine Amtszeit von 4 Jahren und 2 Monaten überbieten darf.

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