Werden unsere Jüngsten zu sehr in Watte gepackt?

Ca. 3,6 KM lang ist der Schulweg für Kinder aus der Gemeinde Oerzen im Landkreis Lüneburg. Denn diese Entfernung müssen sie bis zum Schulzentrum in Embsen zurücklegen.

Bislang konnten viele Kinder aus dem Ort das mit der vom Landkreis Lüneburg ausgestellten Busfahrkarte per Bus tun. Seit dem 1. September ist das vorbei. Und das bringt die Eltern der betroffenen Schüler auf die Palme.

Sie sind der Meinung, das der Schulweg für ihre Kinder zu gefährlich sei. Schließlich müssten sie die Auf- und Abfahrten einer am Ort vorbeiführenden Bundesstraße überqueren. Das halten die Eltern – im Gegensatz zu Polizei und der zuständigen Aufsichtsbehörde – für zu gefährlich.

Ein Vater sagte, er halte die Auf- und Abfahrten für nicht zumutbar für die Kinder, da ihm dort schon mal jemand ins Auto gefahren wäre. Zudem würde der Weg im Winter nicht gestreut werden und wäre in der Dunkelheit zu wenig beleuchtet.

Doch nicht jeder hat Verständnis für diese Kritik der Eltern.

Heute konnte man in der Zeitung gar die Meinung lesen, das es kein Wunder sei, das die Kinder Angst hätten diesen Weg per Rad zurückzulegen. Denn diese Ängste würde ihnen fleißig von den Eltern mit ihren Bedenken eingetrichtert werden.

Hauptgrund an der Kritik derer, die die Eltern für ihre ‚Angstmacherei‘ kritisieren, ist jedoch das sie ihre Kinder zu sehr verhätscheln und viel zu sehr in Watte packen würden. Schließlich sei frische Luft gesund und hätte noch niemandem geschadet.

Auch ich kann ob dieser Kritik der Eltern eigentlich nur den Kopf schütteln. Müssten die Kleinen auf der Straße fahren, welche immerhin eine Kreisstraße ist auf der mit Tempo 70 Gefahren werden darf, würde ich dieses Wehklagen ja durchaus noch verstehen.

Ich würde es auch verstehen, müssten die Kinder hier links abbiegen, dort rechts und dann noch 5 Hauptverkehrsstraßen überqueren. Aber von all dem trifft nichts zu!

Sie können auf einem schön asphaltierten und eigentlich recht breiten Radweg fahren, und müssen nur die 2 Abfahrten der Bundesstraße sowie einen Kreisel überqueren. Und die Abfahrten sind im Vergleich zu einer Abfahrt in Nähe des Lüneburger Stadtzentrums nicht wirklich stark frequentiert. Es sei denn, man würde ein oder vielleicht zwei Dutzend Autos in 5 Minuten als viel bezeichnen.

Aber diese Verhätscheln des Nachwuchses scheint sich sowieso stark ausgebreitet zu haben. Mussten zu meiner Zeit hier im Ort fast alle Schulkinder zu Fuß oder per Rad den Schulweg meistern, selbst wenn sie im ‚Neuen‘ Dorf‘ – und hier noch am äußersten Rand dessen – wohnten, was auch gut und gerne an die 2,5 bis 3 KM ausmacht(e), habe ich heute den Eindruck, das selbst diejenigen zur Schule gefahren, die vielleicht nur 1000 Meter laufen bräuchten.

Der einzige für mich nachvollziehbarer Kritikpunkt ist der, das augenscheinlich ausschließlich die Entfernung in Kilometern von der Haustür zur Schule ausschlaggebend dafür ist, ob jemand eine Schulbusfahrkarte erhält oder nicht.

Denn weil ja nicht der reale Weg gemessen wird, sondern man auf die Angaben im Routenplaner zurückgreift, kann es vorkommen das die linke Doppelhaushälfte mit dem Fahrrad fahren muss während die rechte bequem den Bus nehmen kann.

Und das kann man beim besten Willen weder einem Kind noch einem Erwachsenen verständlich machen.

Ansonsten denke ich durchaus, das das zurücklegen des Schulweges per Rad die Eigenständigkeit der Kinder wesentlich mehr fördert als manch andere von den Eltern auferzwungene Maßnahme

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