Als Knastologe hat man es in Deutschland schon schwer!
Schließlich hat man bei einer mehrjährigen Gefängnisstrafe mit Sicherheit auf Jahre hin ein Dach über den Kopf, bekommt garantiert dreimal täglich zu Essen und zu Trinken und hat eine – wenn auch keine großzügige – trockene Schlafgelegenheit.
Mal ganz abgesehen von dem Taschengeld, was man für jeden Tag hinter schwedischen Gardinen erhält.
Und weil man es eben so schwer hat, muss man hin und wieder mal in einen Hungerstreik treten. Jeder, der selbst verschuldet noch draußen in Freiheit rumläuft und jeden Tag um all diese – den schweren Jungs garantiert zur Verfügung stehenden – Dinge kämpfen muss, hat dafür sicher Verständnis.
Nur: die Jungs, die jetzt in der JVA Celle in den Hungerstreik getreten sind, protestieren nicht für besseres Essen, für bessere Matratzen oder mehr Taschengeld.
Sondern sie fordern Damenbesuch, Pay-TV und unzensierten Internetzugang.
Wäre eigentlich auch nicht das große Thema, würden die Ü50er nicht vorwiegend wegen Sexualdelikten wie Vergewaltigung oder anderen schweren Kapitalverbrechen gesiebte Luft atmen.
Das unserem niedersächsischen Justizminister Bernd Busemann angesichts dieser Forderungen die Kinnlade runtergeklappt ist, ist wohl sehr verständlich. Und wohl auch die Tatsache, das er sich fragt ob die Jungs das mit ihren Erwartungen Ernst meinen oder sich nur einen Ulk erlauben.
Wenn man diesen Forderungen nachkäme oder wegen eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte nachkommen müsste – denn darauf beziehen sich die wegen ihrer negativen Zukunftsprognosen in Sicherheitsverwahrung steckenden Männer, wäre das eine Verhöhnung ihrer Opfer.
Schließlich hat niemand anderer als die Knastis selbst Schuld an der Tatsache, das sie eben da sind wo sie jetzt sind. Auch wenn Sachverständige und vor allem die Verteidiger bei den entsprechenden Gerichtsverfahren gerne die ’schwierigen Verhältnisse im Elternhaus und dem sonstigen sozialen Umfeld‘ als Ursache und Grund für ihre Taten heranziehen.
Wobei man sich als normalsterblicher, der sein Leben in Freiheit verbringen ‚muss‘, mit der Forderung nach Pay-TV (ohne Soft- oder Hardcore-Sender) ja unter Umständen noch anfreunden könnte. Aber sicherlich nicht mit einem unzensierten Internetzugang und erst Recht nicht mit (unbeobachteten) Damenbesuch.
Ich möchte nicht wissen, was eine Schlagzeile à la ‚wegen Sexualdelikten lebenslänglich einsitzender Häftling vergewaltigt Frauenbesuch in JVA‘ für einen Eindruck auf das Ausland macht und vor allem möchte ich nicht wissen, welche Reaktionen das hervorrufen würde. Positive sicher nicht.
Von daher kann (oder muss?) man diese Forderungen eigentlich nur für einen – völlig Geschmacklosen – Witz halten, denen man nicht einmal Ansatzweise nachkommen darf. Einem Ladendieb erlaubt man ja schließlich auch nicht, regelmäßig legal einen Laden auszuräumen. Oder darf ein Autoknacker während seiner Haft fremde Autos aufbrechen.
Wenn die Jungs keine Lust mehr auf den Knast haben, müssen sie eben noch ein paar Tage den Hungerstreik fortsetzen. Dann lässt man sie sicher gehen – mit den Füssen voran auf einer Trage.