Der Fall ‘metronom’

Als im Herbst 2002 in Uelzen die Eisenbahngesellschaft ‚metronom‘ gegründet wurde, hofften die auf den Zug angewiesenen Pendler aus dem südlichen und südwestlichen Einzugsbereich von Hamburg auf wesentliche Verbesserungen bei den Zugverbindungen.

Denn bis zum Dezember 2003 war auf den Strecken Hamburg – Bremen und Hamburg – Uelzen die Deutsche Bahn für den Schienenverkehr zuständig. Und deren Waggons waren schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte lang im Einsatz. Sie entsprachen daher weder den Ansprüchen an Kapazität noch an Komfort. Hinzu kam, das die Bahn nicht selten mit Verspätungen zu kämpfen hatte

Hoffnung auf das Neue

Dies alles sollte sich mit dem neuen Anbieter aus Uelzen ändern. Und in der Tat, in dem Maß in welchem man von Seiten der Pendler vorher über die Deutsche Bahn schimpfte lobte man nun den neuen Bahn-Konkurrenten. Dies betraf sowohl die vorhandene Kapazität wie auch den Komfort und die Pünktlichkeit.

Das Unternehmen – welches eine Tochtergesellschaft u. a. der Osthannoverschen Eisenbahn (OHE)  ist – wuchs mit der Zeit und damit auch die Strecken, die man der Deutschen Bahn abspenstig machte. Heute ist metronom auf den folgenden Strecken für den Personennahverkehr auf der Schiene zuständig

  1. von Hamburg über Uelzen bis Göttingen
  2. von Hamburg über Tostedt bis Bremen und
  3. von Hamburg über Stade nach Cuxhaven

Doch das diese Zuständigkeit – welche in gewisser Weise einem Monopol gleichkommt, da kein anderes Unternehmen die Strecken im Nahverkehr bedient – nicht nur Vorteile mit sich bringt, musste man bei den Pendlern ab Frühjahr 2010 erfahren.

Zu diesem Zeitpunkt entließen die Gesellschafter die beiden Geschäftsführer, die das Unternehmen gegründet und aufgebaut hatten. Weshalb und warum, das weiß man bis heute wohl nur bei den Bossen dieser beiden. Ein Gerichtsprozeß, in welchem beide auf Wiedereinstellung klagten, verlief ohne entsprechendes Ergebnis und ohne das die Öffentlichkeit erfuhr, was sich die Unternehmensgründer wohl zu Schulden hatten kommen lassen.

Die ersten Schwierigkeiten

Mit dieser Entlassung begannen bei der ‚metronom‘ die Probleme. Wie man den regionalen Zeitungen entnehmen konnte, stieg seit dieser Zeit die Unzufriedenheit in der Belegschaft. Diese wirkte sich nicht nur intern aus, indem sich auch hochrangige Angestellte einen neuen Arbeitgeber suchten, sondern es hatte auch Auswirkungen auf die Aussendarstellung.

Noch schlimmer wurde es, seit sich die Lokführer-Gewerkschaft GDL in den Kopf gesetzt hat einen Flächentarifvertrag für alle Lokführer einzuführen.

Zuerst hatte man bei den Reisenden und Pendlern ja große Zustimmung erfahren dürfen. Doch mittlerweile ist diese in Kritik und Wut umgeschlagen. Nicht zuletzt, weil bereits die ersten Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verloren haben. Ihre Chefs hatten – was durchaus verständlich ist – kein Einsehen mehr, das die / der Angestellte ihren / seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, weil Züge verspätet oder gar nicht mehr fuhren.

Mitte Juli wuchsen die ja ohnehin schon nicht gerade Kleinigkeiten zu nennenden Schwierigkeiten bei der ‚metronom‘ noch weiter an. Schuld an nicht verkehrenden Zügen war jetzt ein angeblich ungewöhnlich hoher Krankenstand bei den Lokführern sowie die Urlaubszeit. Auch der Umstand, das in 2010 20 angehende Lokführer ihre Ausbildung angeblich nicht erfolgreich absolviert haben sollen, wurde als Begründung für ausfallende Züge genannt.

Das mit den Krankheitsfällen und den nicht erfolgreich absolvierten Ausbildungen mag man ja – wenn man großzügig ist – noch als Erklärung gelten lassen. Sofern das gehäufte Ausfallen von Zügen denn überhaupt Erklärbar ist.

Aber die Urlaubszeit? Ist den Herrschaften in der Zuckerstadt bislang etwa nicht aufgegangen, das im Juni, Juli und August die Leute in den Sommerurlaub zu gehen pflegen?

Mit Vollgas an Wand?

Als wäre das alles aber noch nicht schlimm genug – und die Schmerzgrenze nicht schon länger erreicht -, gibt die GDL bekannt, das ab Samstag dem 16. Juli 2.30 h alle Züge der ‚metronom‘ wegen eines erneuten und unbefristeten Streiks stehen bleiben.

Mit dieser Maßnahme, so sehe ich das, hat sich die Lokführer-Gewerkschaft vollständig selbst geoutet. Es geht in diesem Tarifkonflikt nicht darum, sich über etwas zu einigen, sondern nur darum seine Muskeln spielen zu lassen. Daraus resultierend steht für mich fest, das hier nicht das Unternehmen ‚metronom‘ die Seite ist, die sich nicht bewegt oder bewegen will, sondern die Gewerkschaft sich stur stellt.

Wäre der Fall so gelagert, wie die Gewerkschaft es der Öffentlichkeit verkaufen will, nämlich das die GDL Verhandlungsbereit sei und sich nur das Unternehmen querstellt, würde man die eh schon drastische Situation des Unternehmens nicht noch durch einen Streik präkerer werden lassen.

Meiner Ansicht nach wird ‚metronom‘ so nämlich bald keinen Tarifvertrag mehr für seine Angestellten brauchen. Denn ein Unternehmen das man unter dem Vorwand eines Flächentarifvertrags an die Wand gefahren hat wird nur noch eines: abgewickelt.

Aber vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb man bei der GDL mit dem Streik die Notlage bei metronom noch verschärft. Denn wenn ich die Berichte in der regionalen Presse richtig verstehe, hat man auf Seiten der Gesellschafter durchaus den Plan, das Unternehmen – auf welche Art und Weise auch immer – auszubooten respektive aus dem Gesellschafter-Verbund zu entfernen.

Das würde man dann Handlanger-Dienste nennen, damit man sich bei den Verantwortlichen des Gesellschafter-Verbundes nicht die Hände schmutzig macht.

Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, das man bei der ‚metronom‘ verlautbaren lässt, das dieser Zustand mit krankheits- und urlaubsbedingten Zugausfällen sich wohl noch bis in den September hinein erstrecken wird. Das kann man vielleicht Informationspolitik nennen, aber nicht Kundenfreundlichkeit oder gar Service.

Hat man so eine Zukunft?

Ein Unternehmen das Zukunft hat oder haben soll, kann solange nicht überleben, ohne das es in irgendeiner Hinsicht Schaden nimmt. Und die Landesnahverkehrsgesellschaft – LNVG – hat bereits erklärt, das den Uelzenern für eine nicht durchgeführte Fahrt auch kein Geld überweisen wird.

So wie es momentan aussieht, werden das nicht nur für die Pendler sehr teure Zugausfälle. Auch wenn man den Preis pro Verbindungseinheit nicht kennt, kann man wohl davon ausgehen, das das gut und gerne in den 5- oder 6-stelligen Euro-Bereich gehen dürfte. Wenn es nicht sogar noch teurer wird.

Und ob sich sowohl der Image- als auch der finanzielle Schaden, den die ‚metronom‘ in diesen Monaten erleidet, wieder reparieren lassen dürfte fraglich sein. Einfach wird es jedenfalls nicht werden, da man in der Aussendarstellung nun wirklich kein gutes Bild abgibt und das Verständnis auf Seiten der Reisenden schon seit Wochen ständig sinkt und schon weit in den roten Bereich abgerutscht ist.

Aber da ist die Eisenbahngesellschaft ja durchaus in guter und prominenter Gesellschaft!

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