Diese Frage stellt sich einem glaube ich manchmal, wenn man sich den Polizeibericht – der heutzutage wohl in jeder Zeitung zu finden ist – zu Gemüte führt.
Bei uns in der Zeitung sind heute zwei Fälle zu lesen, wo der Unterschied zwischen den Jugendlichen von heute und denen vergangener Zeiten – wie ich glaube – sehr deutlich zu Tage tritt.
Der Fall, der so oder so ähnlich sicher auch schon vor 20 bis 30 Jahren passiert ist, handelt davon das sich eine 14jährige ohne entsprechenden Führerschein einen Motorroller ausgeliehen hat und mit einer ein Jahr älteren Freundin eine Spritztour unternommen hat. Gott sei Dank ging ein Sturz der beiden mit dem Roller glimplich aus. Im Polizeibericht ist lediglich von Verletzungen die Rede.
Ausgeliehene Mofas gabs schon vor 20 Jahren
Das sich jedoch der zweite Fall so oder ähnlich auch schon zu meiner Zeit als Jugendlicher – Mitte bis Ende der 1980er Jahre – abgespielt haben dürfte, glaube ich weniger.
Hier hat nämlich laut Polizeibeircht eine Gruppe von 5 Jugendlichen bei einem Wohnhaus eine Scheibe eingeworfen. Der Besitzer des Hauses stellte die Jugendlichen auf frischer Tat zur Rede. Das eine beteiligte 15jährige auch schon vor 20 Jahren so reagiert hätte, wie sie heute reagiert hat, wage ich doch ernsthaft zu bezweifeln. Denn statt die Tat bestreiten oder sich für die Sachbeschädigung zu entschuldigen, ließ das Mädchen den Mann wissen das für ihn eine Anzeige wegen (angeblicher) sexueller Belästigung folgen würde, würde er sie weiterhin ansprechen.
Das man ja schon einiges gewohnt wird, wenn man älter wird ist sicher jedem bewusst. Aber das man hier nach einer Unrechtstat mit einer Verleumderischen Anzeige droht, ist in meinen Augen für solch ein Alter doch schon recht abgebrüht.
Hätte es so etwas vor 20 oder 30 Jahren auch schon gegeben, das man mit auf einer Lüge basierenden Anzeige droht, wenn man mit den Folgen (s)einer Tat konfrontiert wird? Und dann auch noch mit einer, die dem betreffenden ja nicht gerade wenig Probleme bereiten könnte.
Abgebrühte Drohung mit Nötigungs-Anzeige
Das die Jugendliche vielleicht nicht weiß, das eine Falsch-Anzeige für sie nicht nur straf- sondern auch zivilrechtliche Folgen haben kann, erwartet man ja schon gar nicht. Auch dann nicht, wenn so jemand fast schon erwartet, wie ein Erwachsener behandelt zu werden. Und das, obwohl man sich mit solch einem Verhalten eigentlich selbst das beste Zeugnis dafür ausgestellt hat, weder Erwachsen zu sein noch reif dafür als solcher behandelt zu werden.
Haben die heutigen Jugendlichen nicht mehr den Mumm, für ihre Dummheiten einzustehen? Erst recht, wenn sie dabei auch noch beobachtet werden? Das solche Jugendlichen das Eigentum fremder nicht (mehr) respektieren wird ja eigentlich schon gar nicht mehr erwartet, oder?
Wo aber fehlt es in solchen Fällen? Das Eltenhaus wird ja gerne als erstes genannt, wenn es darum geht, das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen zu wecken und zu schärfen.
Was aber, wenn die Eltern selbst das nicht gelernt haben? Und solche Fälle kommen ja nicht selten vor, oder werden gar weniger. Im Gegenteil!
Wie sieht es mit der Schule aus? Versagt man hier dabei, den Heranwachsenden Unrechtsbewusstsein einzuimpfen? Wobei diese Einrichtungen ja selbst in steigendem Maße unter den Verfehlungen der Eltern zu leiden haben.
Aber auch die Justiz hat ja ihre Probleme, wenn es um Straftaten von Jugendlichen geht. Denn der Hausbesitzer mag ja jetzt die Polizei eingeschaltet haben die sich jetzt um das Mädchen und die restlichen Jugendlichen der Gruppe kümmern wird müssen.
Zum Wählen alt genug, für Konsequenzen nicht
Nur was ist mit den spürbaren und unmittelbaren Konsequenzen, die das Mädchen eventuell zum Nachdenken bringen könnten? Die Anzeige selbst wird das Mädchen eher noch als Mittel zur Angabe in ihrer Clique nutzen (können). Quasi als Trophäe. Aber das sie eine wie auch immer geartetete Auswirkung zeigt, wer mag das bei einer solch abgebrühten Reaktion wirklich glauben? Wenn sie in drei Monaten, einem halben Jahr oder gar noch später bei Gericht vorgeladen wird, sollte es dazu kommen, wird sie darüber Müde lächeln und das sicher auch Richter, Staatsanwalt und alle anderen spüren lassen.
Bleibt die Politik!
Man lässt den 16jährigen zwar die Vorteile ihres Alters zukommen, in dem man sie zum Beispiel zur Wahl gehen lässt. Aber wenn es darum geht, sie auch die ‚Nachteile‘ des Erwachsen werden spüren zu lassen, dann – so könnte man es überspitzt formulieren – verschont man sie wegen ihres doch ’so jungen Alters‘. Und weil sie ja die Reichweite(n) ihrer Handlung(en) aufgrund dessen noch nicht abschätzen könnten.
Ich denke, wenn die Gesellschaft respektive die Politik eine(n) 16jährige(n) in der Lage sieht, die Reichweite ihres Kreuzchens bei so etwas eher abstraktem wie einer Wahl zu überblicken, dann sind solche Jugendlichen auch in der Lage, die Folgen von etwas sehr konkretem zu überblicken.
Hallo Marcus,
wirklich sehr gut geschrieben.
Dein Vergleich der „Straftaten“ von vor 30 Jahren und den heutigen Taten, zeigt für mich aber nicht das fehlende Unrechtsbewusstsein, sondern eher einen Mangel an Respekt und, im Gegenzug, ein drastisch erhöhtes Maß an Selbstüberschätzung.
Dass der jugend die Werte fehlen, bzw. die falschen Werte vorhanden sind, sollte jeder, der wachen Auges durch die Welt geht, bereits seit mindestens 10 Jahren bemerkt haben.
Wie bekommt die Jugend es denn vorgelebt?
Der „asoziale“ Vater respektiert die Mutter nicht, diese wiederrum respektiert ihn nicht.
Die Kinder werden antiautoritär erzogen, um Diskussionen zu vermeiden bekommen sie ohne Widerworte alles was sie wollen (was auch der Ersatz für die entgangene Elternliebe sein wird).
Also respektieren die Kinder die Eltern nicht und lernen eine wichtige Lektion garnicht.
Nur, dass man mit ´ner großen Fresse und klugscheisserisch am weitesten kommt.
Es mangelt dann nicht am Unrechtsbewusstsein, denn dieses kennen die Kinder nicht mehr.
Aber ein großes Maul haben musst du, und vor niemandem Angst haben (daher auch wenig Respekt).
Meiner Meinung nach versagen hier in erster Linie die Eltern, denn, was bringen 5 Stunden Kita am Tag (und das Gesülze von: Da lernen Kinder die Sozialkompetenz), wenn die restlichen 19 Stunden bei Eltern, Großeltern und anderen Verwandten und Bekannten genutzt werden, um diese Sozialkompetenz mittels gegenseitigem Anschreien, Glotze u.ä. wieder zunichte zu machen?
Und die Schule?
Nunja, ich habe in der Schule Rechnen und Lesen gelernt, viel über die Welt und das, was mich weiterbringt, aber ist es die Pflicht von Lehrern in ein paar Unterrichtsstunden den Kindern die Werte zu vermitteln, die die Eltern bis hierhin nicht vermittelt haben?
Zumal viele Schüler auf Grund der Versagens der Eltern auch die Lehrer nicht respektieren?!
Die Politik versagt dann bei der Eindämmung des Versagens der dummen Eltern, indem die Urteile für jugendliche Straftäter zu lasch sind, statt Straflager oder Knast gibt es Richter- und Anwaltskuscheln bis zur nächsten Straftat.
Das wirklich Erschreckende ist aber, dass dieses 15-jährige Mädchen in spätestens 2 Jahren ein Kind bekommen wird, dass genauso erzogen wird, wie die Mutter, weil sie es nicht anders gelernt hat.
Da ich Vater eines nun 2-jährigen Jungen bin, wird mir bei diesen Überlegungen Angst und Bange, nicht etwa, weil ich fürchte, ebenso zu versagen, wie viele andere (Ich weiß genau, welche Werte mein Kind bereits jetzt schon lernt, dazu gehört unter anderem Respekt. Respekt vor anderen Menschen und vor Eigentum.), sondern Angst um meinen Jungen, der sich bereits jetzt schon in der Kita damit auseinandersetzen muss, dass es „sozial“ und „asozial“ gibt.
Als Hauseigentümer wäre meine Reaktion in oben genanntem Beispiel übrigens anders gewesen:
Hätten mir irgendwelche halbstarken Jugendlichen die Scheibe eingeworfen, hätte ich meine Spaltaxt aus der Garage geholt und die, ganz im Sinne der juristischen Selbstverteidigung ob der großen Überzahl, einige Male kräftig geschwungen.
Hätte sich die 15-jährige dann trotzdem noch erdreistet, mir eine Anzeige wegen sexueller Nötigung anzudrohen, hätte ich sie an den Haaren gepackt, auf mein Grundstück gezerrt und ihr (und ihren großmäuligen Freunden) sehr lautstark klar gemacht, dass ich ihr jetzt einen Grund geben werde, mich wegen sexueller Belästigung anzuzeigen.
Im Endeffekt kommt es wohl darauf an, eine größere Fresse zu haben, als diese wertelose Jugend, denn auch, wenn sie keinen Respekt hat, so wird sie doch auch Angst und Todesangst kennen (zumal sie ja nur in Gruppen auftreten, weil man dann ja stark ist).
Und ganz ehrlich, mir mangelt es grundsätzlich nicht an Respekt und Achtung, aber oftmals habe ich, wenn ich derartige Dinge höre oder lese, vor der Jugend beides nicht.