Es soll bleiben wie es ist

“Nichts ist so beständig wie der Wandel”

Das wusste schon Heraklit von Ephesus (etwa 540 – 480 v. Chr.). Und diese Weisheit hat bis heute wohl nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Wenn ich mich heute bei einem Umzug entscheide an einen bestimmten Ort zu ziehen, so sprechen dafür natürlich einerseits wirtschaftliche Gründe. Vielleicht kürzere Wege zur Arbeit, günstigere Mieten, bessere Infrastruktur (Ärzte, Einkaufsmärkte, etc.).

Aber es sprechen sicherlich auch emotionale Gründe für den Umzug an eben den speziellen Ort. Einer davon ist nicht selten die Ruhe, die viele Leute suchen.

So scheint es auch bei manchen Einwohnern eines ca. 10 KM entfernten Ortes zu sein, die auf der einen Seite gegen eine Deponie des ortsansässigen Betonwerkes protestieren, andererseits gegen die geplante A 39.

Verständnis für Proteste

Ein Argument gegen diese Vorhaben, das man diesbezüglich sehr oft in der regionalen Tageszeitung lesen kann, heißt ‚Wir sind hierher gezogen, weil wir unsere Ruhe haben wollten. Und nun das!‘

Natürlich ist es verständlich, das man ungern Veränderungen in seinem Lebensumfeld akzeptiert, die man nicht selbst in der Hand hat. Aber ist ein solch rein emotionaler Grund nicht von vornherein ein Argument mit dem man von Anfang an auf der Verliererstraße steht?

Ich denke ja!

Kein Richter, kein Mediator oder sonstiger Schlichter wird ein solches Argument als Grundlage nehmen, ein Urteil gegen wie auch immer geartete Vorhaben zu fällen.

Klar ist es verständlich, wenn man keine 100 Meter Luftlinie von der eigenen Wohnung aus eine Deponie hingesetzt bekommen möchte, die möglicherweise belastetes Alt-Material eines Kies- und Betonwerkes aufnehmen soll. Und sicher versteht auch jeder, das man nicht 500 m entfernt von einer Autobahn leben möchte.

Doch gegen solche Vorhaben müssen, so denke ich, rein sachliche Gründe ins Feld geführt werden. Als Totschlags-Argument sehe ich emotionale Beweggründe jedenfalls nicht.

emotionale Beweggründe kein Totschlags-Argument

Die andere Frage ist die rein sachliche Ebene der Vorhaben.

Wer an einen Ort zieht, an dem seit mehreren Jahrzehnten ein Betonwerk steht, muss – wie ich denke – damit rechnen, das dieses Werk expandieren will und wird. Dazu gehört auch, das der produzierte ‚Abfall‘ irgendwo bleiben muss. Und das nicht irgendwo, sondern möglichst nah am Werk selbst.

Wenn man nun damit argumentiert, man sei durch das Werk allein schon genug belastet, die Deponie möge man doch bitte sonstwo errichten – in diesem Fall sollten nach Meinung der Planungs-Gegner bestimmte Waldflächen dafür herhalten, ist das ein Vorgehen wie beim St. Florians-Prinzip:

‚Brennen kanns überall, aber bitte nicht hier‘.

Wer dann noch von vornherein Personen ablehnt die als Mediatoren vorgeschlagen werden, weil diese ja eh parteiisch wären – Mitarbeiter von IHK, Gewerbeaufsichtsamt u. ä. – hat, wie ich denke, in gewisser Hinsicht auch sein Recht verwirkt, überhaupt noch Forderungen stellen zu können.

Mit welcher Einstellung aber sollte man sich wappnen, wenn man gegen eine geplante Autobahn zu Felde zieht?

Trotz Kontra-Einstellung wirklich erreichbare Ziele setzen

Ist es dabei wirklich ratsam, mit dem höchstmöglichen Ziel ans Werk zu gehen welches im Kippen des geplanten Vorhabens besteht? Oder sollte man nicht viel eher mit der Einstellung an die Sache herangehen, das für einen selbst bestmögliche Ergebnis herausschlagen zu wollen, wenn am Ende die Schnellstraße dann doch kommt?

Ich denke letzteres ist die bessere Herangehensweise. Schließlich wurde meines Wissens nach noch in keinem Fall der Bau einer Autobahn dadurch verhindert, das sich Bürgerinitiativen querstellten. Zudem ist letzteres Psychologisch die bestmögliche Variante.

Denn wer sich das absolute, höchstmögliche Ziel – wie in diesem Fall den Wegfall der geplanten Straße – setzt, wird, sollte er es nicht erreichen, dermaßen frustiert in die Zukunft blicken, das er an nichts mehr glauben mag. Erst recht nicht an – aus seiner Sicht –  Gerechtigkeit. Wer sich aber ein mittleres Ziel setzt, in diesem Fall eben trotz Autobahn das bestmögliche Ergebnis für sich selbst herauszuschlagen, wird am Ende zufriedener sein.

Sollte dabei dann tatsächlich wider Erwarten eine geplante Kraftfahrstraße nicht gebaut werden, kann man das als motivierenden Pluspunkt verbuchen.

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