Seit Wochen vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht damit rechnen muss, das irgendwo in Deutschland irgendwelche Zugverbindungen ausfallen. Solange man davon (vor allem beruflich) nicht wirklich betroffen ist, bringt man ja durchaus noch Verständnis auf.
Aber auch das Verständnis ist langsam dabei, aufgebraucht zu sein.
Mir schwillt momentan zumindest langsam aber sicher der Kamm bezüglich der Geschichte mit den Lokführer-Streiks. Denn das hat doch mit irgendwelchen Forderungen nach gleichen Löhnen für gleiche Arbeit gar nichts mehr zu kriegen.
Das ist doch nur noch reines ‚Jetzt-zeigen-wir-Euch-mal-unsere-Macht‘-Gehabe. Frei nach dem Motto: Wenn wir wollen, rollt hier nichts mehr…
Wie gesagt, wer so wie ich nicht beruflich davon betroffen ist, bei dem hält das Verständnis sicher länger an, als bei jenen die sich an jedem Streik-Tag überlegen müssen, wie komme ich jetzt zur Arbeit und auch wieder nach Hause.
Aber ich versuche mit zwei ehemaligen Mit-Patientinnen einer Kur seit über einem halben Jahr ein Treffen zustande zu bringen. Dann wird der eine Krank, dann muss der andere familiär bei seinen Kindern einspringen, dann ist jemand im Urlaub etc. etc.
Nun wo wir mal einen gemeinsamen Termin gebacken bekommen haben – den heutigen natürlich – fallen zwei Drittel aller Verbindungen der bestreikten Uelzener Metronom aus. Gut, auch das wäre für mich kein Problem. Ich wollte das in Hamburg geplante Treffen sowieso mit dem Auto ansteuern, weil unser ÖPNV hier vor Ort beschissen ist, was die Abstimmung auf die Bahn angeht.
Aber die beiden älteren Bekannten haben sich diebisch auf diesen Termin gefreut. Und jene Bekannte, die aus Lehrte kommt, ist mit ihrer Fahrkarte für den Metronom auf diesen festgenagelt. Laut Bahn kann sie auf selbige nicht damit ausweichen. Und da ihr Anschlusszug in Uelzen nicht fahren wird, fällt die ganze Geschichte ins Wasser.
Wenn man dann liest, das besagte Bahngesellschaft 8,7 % mehr Lohn zahlt wie die Deutsche Bahn, dann fragt man sich weshalb wird dort dann gestreikt. Bzw. weshalb lässt die GDL dort streiken.
Und wenn man dann erfährt, das diese Bahngewerkschaft der Bahngesellschaft dann noch nicht mal einen Forderungskatalog unter die Nase gerieben haben soll, der einen Streik zumindest teilweise begründen würde, dann ebbt das Verständnis für die Gewerkschaft bei mir auf unter 0% ab.
Man kann und darf ja gerne streiken, aber bitte erst dann, wenn man Forderungen gestellt hat, die noch nicht erfüllt sind, und wenn man auch bereit ist, sich mit den bestreikten in Verhandlungen zu begegeben. Denn auch das scheint bei der Gewerkschaft nicht der Fall zu sein. Auch wenn die bestreikten zu Protokoll geben, ihr bereits mehrfach Verhandlungsbereitschaft signalisiert zu haben.
Wie gesagt: Das hier irgendwelche ‚gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘-Forderungen der Grund für die dauernden Streiks sind, kaufe ich langsam weder den Gewerkschaftern noch den Lokführern ab.
Ich habe für vieles Verständnis, auch für Streiks. Ich habe auch Verständnis für Streiks der Bahnbediensteten, egal ob Deutsche Bahn oder Private Bahnen.
Allerdings gibt es auch eine Schmerzgrenze fürs Verständnis haben und diese ist langsam aber sicher überschritten. Die Privatbahnen haben eine „schlechtere Ausbildung“ speziell bei den Lokführern. Alleine das schon rechtfertigt meines Erachtens einen geringeren Lohn. Das ist schließlich in der Wirtschaft überall so – geringerwertige Ausbildung bedeutet auch weniger Geld am Ersten.
Davon wird aber nie großartig gesprochen. Klar, denn sonst könnte man nicht so große Töne spucken und fleißig Streiks einberufen.
Ich warte eigentlich nur noch auf die Nachricht, das der erste Reisende stumpf einen streikenden Lokführer umgehauen hat.
Wenn ich solche Sätze lese, wie ‚wir können auch 72 Stunden streiken, statt nur 47‘ ist das für mich – sollte der Fall eintreten – nur noch eine Frage der Zeit, bis das passiert.
Auszuschließen ist das nicht. Sicherlich wäre das keine Lösung als solches. Aber im Affekt…..! Insbesondere Pendler sind die Dummen, die kommen zu spät zum Dienst und haben dadurch ggf. Minusstunden oder gar Ärger am Hals. Sowas geht ja gar nicht.