Wer sich bis vor einigen Jahren die Bühne des politischen Handelns angeguckt hat, der bekam nicht selten den Eindruck von ‚Alten Knackern‘ die sich dort ihre Zeit vertreiben. Und er bekam häufig auch den Eindruck, von Leuten regiert zu werden, die aufgrund der Dauer ihrer politischen Karriere den Kontakt zum ’normalen Volk‘ längst verloren zu haben scheinen und schienen.
Eine Kritik, die durchaus berechtigt war und teilweise auch noch ist. Schließlich haben viele derer, die uns mit Gesetzen, Abgaben und Steuern das Leben angeblich einfacher machen wollen, schon ihre Midlife-Crisis hinter sich. Wer lange in der Politik ist – und hier vor allem als Verantwortlicher in der Landes- und Bundespolitik – verdient zwar keine Millionen, aber immerhin braucht man sich dann für eine gewisse Zeitspanne (meistens so an die 4 bis fünf Jahre, wenn nichts dazwischen kommt) um die Kohle keine großartigen Sorgen mehr zu machen.
Anders als Otto-Normal-Bürger.
Da verwundert es also nicht, das der Ruf nach ‚frischem Blut‘ immer öfter erschallte.
Es gibt sicher nicht weniger junge Menschen, die sich für Politik interessieren. Und einige von denen könnten sich sicher auch gut vorstellen, politisch in Gemeinde-, Stadt- oder anderen Räten aktiv mitzumischen. Aber sicher stellt sich für manchen auch die Frage nach dem WIE!
frisches Blut für die Politik
Denn nicht jedem ist es gegeben, einfach mal so zu irgendeiner Partei oder irgendeinem Lokalpolitiker hinzurennen, und zu sagen: Ich will jetzt in die Politik, zeig mir wie das geht. Einer davon bin ich.
Wie aber kann man sich aktiv einmischen? Wie kommt man überhaupt in die Situation, das man vielleicht angesprochen wird? An wen wendet man sich?
Die vorletzte Frage kann ich seit heute durchaus beantworten!
Wie ich in meinem Begrüßungstext auf der rechten Seite hier im Blog schon geschrieben habe, bin ich ein recht aktiver Leserbriefschreiber in unserer regionalen Tageszeitung. Im Schnitt steht so schätzungsweise alle 2 bis drei Wochen was in der Zeitung, das ich verbrochen habe.
Zwar eher so für mich, um meine Meinung kundzutun, aber immerhin. Schließlich schreibe ich in den meisten Fällen nur dann einen solchen Brief, wenn mich wirklich etwas aufregt. Wenn mich etwas heftig beschäftigt – und das länger als eine halbe Stunde nach dem Lesen des etwas. Dann setze ich mich im verlauf des Tages meistens an den PC und schreibe los.
Das kann ein politischer Artikel sein, ein Artikel, in dem sich irgendwelche Leute aufregen, das etwas plötzlich nicht mehr so ist, wie man es gewohnt war – z. B. Streckenänderungen bei Fahrplanwechsel der Busse, oder ähnliches.
Aber das kann auch ein anderer Lesebrief sein, bei dem sich mir der Eindruck aufdrängt das da jemand nicht zuende oder zu Kurzsichtig gedacht hat.
Denn ich bin durchaus ein Mensch der Logik. Auch wenn das oft nicht möglich ist, so habe ich es doch ganz gerne, wenn etwas einen Sinn ergibt.
Und obwohl ich diese Leserbriefe wie gesagt eher für mich schreibe als für andere, kommen sie bei den Leuten scheinbar gut an. Ich kriege fast täglich zu hören, das wieder irgendwer irgendeinen der Briefe gelesen hat und begeistert war. Viele äußern das nur gegenüber meinen Eltern. Manche, die wissen wer der Absender ist, tun das auch mir selbst gegenüber.
ein Weg: Leserbriefe?
Und oft wird meine Mutter gefragt: Is dat dien Söhn? (für nicht norddeutsche: Ist das dein Sohn). Und viele sind dann durchaus überrascht. Manche können sich das kaum vorstellen, das ich das wirklich sein soll. Wahrscheinlich, weil ich mich hier im Dorf doch meist arg im Hintergrund halte.
Naja, um langsam wieder auf die Überschrift zurückzukommen:
So gings auch einem im Gemeinderat tätigen Landwirt hier aus dem Ort. Der soll sich – laut Aussage seiner Frau – sogar mit ihr ein wenig gezofft haben, als sie ihm erzählte wer dieser Briefeschreiber ist. Das wollte er nicht so recht glauben.
Und wie das so ist, manches überrollt einen wenn man gar nicht damit rechnet. So geschehen heute nachmittag!
Um überhaupt mal an die Frische Luft zu kommen, habe ich mir unseren Rüden geschnappt und auf zum Gassi gehen. Wie ich so die Straße im Wald lang marschiere, kommt besagter Landwirt mit seinem Trecker hinter mir her, fährt, als er mich erreicht hat rechts ran und schaltet den Motor aus.
Gut, ich hab mich schon gefragt, was der da so plötzlich hält. Aber jeder darf ja tun was er für richtig hält. Er erhebt sich von seinem Sitz, beugt sich nach vorne raus und fragt mich, ob ich für den Gemeinderat kandidieren will.
Ich hatte ja mit allem gerechnet, aber damit? Nee, nicht wirklich und vor allem nicht mit solch einer Frage und die dann noch von ihm.
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