Tritt ein Bewusstseinswandel ein?

Trinity vom tipblog schreibt in einem Artikel vom gestrigen Donnerstag, das man auf dem Blog vermehrt Weltuntergangs-Suchanfragen feststellen konnte. Also von Begriffen, die diesen umschreiben oder damit zu tun haben.

Sie schreibt in dem Artikel von einem ‚Bewusstseinswandel‘.

Dafür nennt sie als Beispiel Petitionen zum Seekabel aus Norwegen, oder Fragen bezüglich der Einnahme von Jodtabletten.

Bewusstseinswandel der Regierung?

Ich denke, ein ‚Bewusstseinswandel‘ ist das nicht. So etwas sieht anders aus.

Würde sich im Bewusstsein der Menschen etwas wandeln, würden sie Ökostrom-Anbietern dermaßen die Türen einrennen, das die gar nicht wüssten, wie sie den Ansturm bewältigen und wo sie den dann plötzlich in vermehrtem Maße gebrauchten alternativen Strom herkriegen sollen.

Das die Bundesregierung jetzt mit – wie auch immer gearteten – Aktionen auf das Unglück in Japan reagiert, ist ebenfalls alles andere als ein Bewusstseinswandel. Schließlich ist die Atomenergie für Frau Merkel immer noch eine ‚Brückentechnologie‘.

Auch wenn viele aus der Regierungs-Koalition diese Brücke im Moment nicht gerne überqueren.

Das sind – wie die Fragen nach der Menge von im Notfall einzunehmenden Jodtabletten oder der verstärkten Nachfrage bezüglich Petitionen zum Seekabel von Norwegen zu uns hier herunter – Beruhigungsreaktionen.

Bzw. sind es auch Zwangsweise durchgeführte Maßnahmen. Schließlich muss man ja zeigen das man reagiert. Wie man reagiert und ob diese Reaktionen überhaupt etwas bringen steht dann auf einem anderen Blatt.

Und auch wer – wie in dem erwähnten Artikel geschrieben – glaubt, das irgendeine Erkenntnis die Regierung zum Handeln bewegt oder gar gezwungen hat, hat die Politik in der Vergangenheit nicht wirklich verfolgt oder versteht sie nicht.

Merkel hat das Moratorium nicht ausgesprochen, weil sie plötzlich die Folgen von Strom- oder Kühlungsausfällen in einem AKW kennt. Die kannte sie vorher auch schon. Sie musste etwas tun, um die deutsche Bevölkerung zu beruhigen.

Genau das was auch die Petitionen zum Seekabel oder die Nachfragen nach Jod-Tabletten machen: Man beruhigt sein Gewissen. Nicht mehr und nicht weniger.

Das Petitionen in Deutschland bezüglich Bundespolitik nämlich bisher schon mal etwas gebracht hätten, wäre mir zumindest neu. Dem einzigen, dem sie etwas bringen, ist dem, der sie durchführt. Und das sind (Mail)Adressen.

Keine wirklichen Lehren aus Katastrophen gezogen

Die Menschen haben weder aus der Katastrophe von Tschernobyl wirkliche und fühlbare Konsequenzen gezogen, noch werden sie es diesmal tun. Oder verbrauchen wir deshalb soviel Strom, weil wir daraus gelernt haben? Und kaufen wir uns immer mehr Elektronisches Spielzeug – auch wenn es ’stromsparender‘ sein soll, obwohl wir die Konsequenzen gezogen haben?

Der Mensch ist so gestrikt, das er sich sagt ‚passiert ist passiert. Ändern kann ichs eh nicht (alleine) und jetzt erst recht nicht mehr‘.

Hier kommt das zum Tragen, was auch in dem Artikel erwähnt wird: Das Gehirn kann sich maximal das vorstellen, was in den nächsten 14 Tagen passieren kann. Und was danach kommt, steht dann schon wieder dermaßen weit unten in den Tagesaktuellen politischen Themen der Medien, das man sich nach dem Motto ‚Ach ja, da war ja neulich in Japan was mit Erdbeben, Tsunami und Super-Gau‘ nur noch ganz schwach entsinnen wird.

Genau wie wir aus dem Tsunami von 2004 nicht wirklich viel gelernt haben. Es wird weiterhin an Flüssen wie wild gesiedelt. Okay, vielleicht mit einer Handvoll weniger erlaubten Häusern. Aber durchgreifend was verändert hat sich doch wirklich nicht.

Kein Bau-Stopp in Europa zu erwarten

Wenn in zwei Jahren Anbieter von Strom aus Wasser- oder Windkraft, sowie aus Solar-Energie oder (angeblich) umweltfreundlichem Erdgas mehr Kunden haben als die herkömmlichen Anbieter von Strom aus Kohle- und Atom-Kraftwerken kann man von einem Bewusstseinswandel reden. Nicht eine Minute vorher.

Alles andere ist Schönfärberei.

Zumal wir uns – wie ich schon in diesem Artikel  schrieb – nur einreden, das alles gut wird mit dem was gerade an Panikreaktionen zu beobachten ist. Meiner Ansicht nach sitzen diejenigen, die denken wenn wir nur ja unsere AKW abschalten wartet auf uns eine heile Welt bzw. eine heile Zukunft, nur auf einer ‚Insel der Glückseligkeit. Die Realität sieht anders aus.

Bevor nicht wirklich zumindest in ganz Europa der Bau neuer oder die Erweiterung bestehender AKW gestoppt wird, sitzen wir im besten Falle nur ein paar 100 KM weiter von der nächsten Katastrophe entfernt. Und uns schützt kein Pazifik oder Indischer Ozean vor einem Super-Gau in Polen, Frankreich oder Tschechien. Und die sind ja nicht nur Meilen- sondern Lichtjahre weit davon entfernt, ihre Anlagen auch nur Ansatzweise einmotten zu wollen.

Und es sollte auch niemand glauben, nur weil wir Deutschen mal wieder voranmarschieren, rennt man uns in ein paar Jahren überall hinterher. Nicht im geringsten wird das eintreten.

2 Gedanken zu „Tritt ein Bewusstseinswandel ein?“

  1. Hallo Marcus,

    in meinem Artikel habe ich nicht davon gesprochen, dass der Einkauf von Jodtabletten oder die Unterschrift einer Petition gegen Seekabel Anzeichen für einen Bewußtseinswandel sind. Im Gegenteil: ich sehe bei bei beiden Beispielen eher den Verzweifelten Versuch der Leute, der eigenen Panik zu entkommen. Das Seekabel birgt ja nochmal neue Risiken für die Meerestiere und diejenigen, die jetzt auf einmal per Petition ganz schnell Strom aus Norwegen holen wollen, haben über die Risike des Kabels möglicherweise gar nicht nachgedacht. Typisch panischer Mensch eben:-)

    Anyway, man kann das ganze als anlass sehen, den Politikern Strategie vorzuwerfen, oder aber beobachten, dass sich in Sachen erneuerbare Energien jetzt plötzlich etwas mehr tut. Denn: alleine in meinen Netzwerk haben diverse Leute den Anbieter schon gewechselt in den letzten Wochen. Und dass evtl. in D AKWs doch eher abgeschaltet werden könnten, gehört für mich ebenfalls zu den direkten Konsequenzen von Fukushima, auch da hat die Regierung ein 2. Mal nachgedacht und ich finde auch das ist ein erweitertes Bewusstsein im Vergleich mit der vor einigen Monaten erst beschlossen Laufzeitverlängerung.

    DAS meine ich mit Bewusstseinswandel. Man wusste bestimmte Dinge schon, hat aber noch nichts konkretes unternommen. Das passiert zum Teil nach solchen Katastrophen wie Fukushima und ich denke, das ist menschlich. Hauptsache, wir raffen’s irgendwann.

    Ich glaub jedenfalls nicht an einen Weltuntergang oder so, aber wohl daran, was ich mitbekomme: dass immer mehr Menschen das Leben nicht mehr in Arbeit, Familie, Deutschland, Japan etc unterteilen, sondern kapieren, dass all diese Bereichen,, Länder miteinander zusammenhängen und wenn es in dem einen Bereich beschissen läuft, es auch die anderen beeinflusst.

    Viele Grüße!

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    • Hallo Trinity!

      Ich glaube nicht, das in Berlin jemand ein 2tes Mal nachgedacht hat. Wir dürfen – wie ich denke – nicht den Fehler machen, zu glauben, das die Politiker so blöde sind wie wir glauben. Nicht umsonst sitzen da Professoren, Doktoren und was weiß ich nicht noch alles rum.

      Vielmehr glaube ich, das man in Berlin und anderswo über die Zusammenhänge der Dinge viel besser Bescheid weiß als wir glauben. Und daher denke ich auch, das das jetzige Verhalten durchaus schon vorher einkalkuliert oder ins Kalkül gezogen wurde. Nur wir haben uns nicht vorher gewehrt, und daher konnte man das eben mit uns machen was man halt mit uns gemacht hat.

      Die Regierungen sind uns immer einen Schritt voraus. Auch wenn wir das nicht glauben können oder wollen. Nur sie zeigen es eben nicht.

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