Wenn der Torwart den Mund aufmacht

Wer ihn gestern bei der Partie seines HSV gegen die Bayern beobachtet hat, bei den Interviews nach dem Spiel und auch am heutigen Sonntag, der konnte merken, wie sehr Frank Rost angefressen war ob der Leistung seiner Mannschaftskollegen.

Torhüter sind ein spezielles Völkchen innerhalb der Sorte Fussballspieler. Schließlich werden hauptsächlich sie dafür verantwortlich gemacht, wenn die gegnerische Mannschaft den Platz als Sieger verlässt. Aber sie sind eben auch die ärmsten Schweine, weil sie der letzter Mann sind, der vor dem Erfolg des Gegners steht. Wenn sie nicht auf dem Posten sind, kann das im Gegensatz zu einem Fehler im Sturm kein anderer Spieler mehr gerade biegen.

Vielleicht, oder gerade deshalb, erschüttert es eine Mannschaft oder einen Verein wohl auch dermaßen, wenn einem solchen Typen vollends die Hutschnur platzt, wie es gestern bei Frank Rost der Fall gewesen ist.

Das Frank Rost ein Typ ist, der sagt was er denkt, wird ihm von vielen Seiten hoch angerechnet. Und auch, das er zu dem steht, was er sagt. Das machen auch seine heutigen Aussagen klar. Denn er wiederholte seine gestern direkt nach dem Spiel geäußerte Kritik, und holte sogar noch etwas weiter aus als gestern. Das zeigt deutlich, das das gestern nicht aus einer Laune heraus geschehen ist, sondern das es schon länger in ihm brodelte.

Und im Gegensatz zu seinen Mitspielern, die – wohl um ihre eigene Haut zu retten – lieber nur piano redeten (wenn überhaupt), hat er wohl auch aufgrund seines Alters vor evtl. Konsequenzen keine Angst.

Das die Wortwahl nicht jedem gefallen hat, schon gar nicht seinem Chef, ist klar. Aber auch einige Medienvertreter und Verantwortliche anderer Klubs sind wohl der Ansicht, das Herr Rost übers Ziel hinaus geschossen ist. Jedenfalls war bei sky90 heute abend ein Redakteur des Hamburger Abendblatts telefonisch zugeschaltet, der der Ansicht war, das es Frank Rost nicht zustünde, dermaßen über seinen Verein herzufallen.

Auch Stefan Kuntz – seines Zeichens Vorstandsmitglied beim 1. FC Kaiserslautern – vertrat in der genannten Sendung durchaus die Ansicht, das Frank Rost hier seine Kompetenzen wohl ein wenig überschritten hätte.

Dem gegenüber lobte Franz Beckenbauer den Torhüter für seine klaren Worte. Zumal diese eben nicht aus einer Laune heraus gefallen seien, sondern weil sie ihn eben schon längere Zeit beschäftigt haben müssten.

Auch ich bin der Ansicht, das Frank Rost gut daran getan hat, mal richtig auf den Tisch zu hauen und Tacheles zu reden. Zumal, wenn es sonst kein anderer im Verein auf die Reihe bringt. Schließlich hat er nicht ganz unrecht, wenn er sagt, das die jetzige Situation nicht nur eine Momentaufnahme ist. Sondern das das ganze rumgeiere nun schon Jahre lang so geht.

Das ein Torhüter, der gerade mal 4 Jahre in einem Verein spielt, eine Handvoll oder mehr Trainer kommen und gehen sieht, dürfte niemand für normal erachten, der für etwas Seriösität und Kontinuität in einem Verein ist.

Und das ein Vorstandsvorsitzender gerade dann in den Urlaub fährt, wenn in seinem Unternehmen die Hütte brennt, will mir hoffentlich niemand als gang und gäbe verkaufen.

Das er es dann zusätlich noch nicht einmal für nötig hält, ein Spiel in der Nähe seines Urlaubsdomizils zu besuchen, spricht weitere Bände für die Einstellung des verantwortlichen Menschen.

Bernd Hoffmanns Versuch, den Vorstand der Öffentlichkeit als handlungsfähig verkaufen zu wollen, nur weil man es fertig gebracht hat den Übungsleiter zu beurlauben, macht ihn endgültig unglaubwürdig.

Man darf gespannt sein, was als nächstes in Hamburg passiert in dem Possenspiel ‚Wie fährt man einen Traditionsklub vollends an die Wand‘. Clemens Tönnies aus Gelsenkirchen schaut dort hoffentlich gut zu, damit es ihm mit seinem Verein nicht ähnlich ergeht. Denn in dieser Hinsicht sind die Hamburger den Schalkern inzwischen deutlich mehrere Schritte voraus.

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