Ich hatte schon von den geplanten zu Guttenberg-Demonstrationen gehört und gelesen.
Aber ich frage mich dabei auch ernsthaft, wer und weshalb da jetzt solche Aktionen startet. Ist das die wirkliche Verarsche im Falle zu Guttenberg?
Wer glaubt denn ernsthaft, das Guttenberg jetzt schon vom Rücktritt zurücktritt? Zumal er ja auch sein Bundestagsmandat abgegeben hat, und dafür – solange die Regierung auf Überhangmandate zurückgreifen kann, bzw. diese wirken – laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts keiner mehr in den Bundestag nachrücken kann.
Wenn ich das richtig verstehe, könnte Guttenberg – selbst wenn er wollte – weder wieder Minister noch Abgeordneter in Berlin werden. Weil so jemand ein Mandat haben muss, welches, wie erwähnt, nicht vorhanden ist.
Ich musste meine Meinung im Falle zu Guttenberg durchaus relativieren. War ich zuerst noch von einer reinen Hetzkampagne der Medien ausgegangen, so muss ich heute sagen, das ich zu Guttenberg in manchen Dingen echt nicht (mehr) verstehe.
Vor allem die Tatsache, das er nur ausgewählten Medien Rede und Antwort stand, bzw. nur diesen gegenüber irgendwelche wichtigen Aussagen machte, ließ mich doch von meiner früheren Meinung abrücken.
Und von diesem Standpunkt aus kann ich nicht so wirklich nachvollziehen, weshalb und warum da jetzt irgendwer solch schwachsinnige Pro-zu-Guttenberg-Demos organisiert und abhalten wollte.
Hat da irgendwer irgendwas nicht mitbekommen, wie zum Beispiel Guttenbergs Mandatsrückgabe und dessen erwähnte Folgen? Oder glaubt da irgendjemand tatsächlich an den Weihnachtsmann? So dumm kann doch nach dem ganzen Hickhack eigentlich keiner mehr sein, um ernsthaft zu glauben, wenn wir auf die Straße gehen, kommt Guttenberg zurück und wird wieder Minister.
Das die Demonstrationen erfolglos geblieben sind, ist da wohl müßig zu erwähnen. In Hamburg sollen statt der von den Veranstaltern erwarteten 1000 Leute nur 350 erschienen sein, in Bremen und Hannover mussten die Demos wegen fehlendem Interesse ganz gestrichen werden.
Und selbst die Nürnberger – also die Leute aus dem Bundesland, aus dem zu Guttenberg stammt – sind wohl lieber zum Bundesliga-Spiel des 1. FC gegangen, als zur Demonstration. Das will glaube ich schon etwas heißen.
Wäre es nicht besser, wenn sich die Menschen und auch die Politiker einige ethische Grundsätze zu eigen machten?
An Stelle von medialem Darstellungswahn, Großmannssucht und Eigenliebe könnten so vielleicht Respekt, Verständnis und vielleicht sogar etwas Demut entstehen. Oder gar längst vergessene Tugenden.
Wäre das nicht schön?
Vor allem für die Menschen.
Das grundlegende Problem ist doch, das Moral und somit die Ethik nicht mit Politik zusammenpassen.
Ein Politiker braucht Kontakte. Sowohl innerhalb als auch ausserhalb seiner Partei. Wenn er die nicht hat oder bekommt, kriegt er keinen Fuss mehr auf die Erde. Oder anders ausgedrückt: Er bleibt ein kleiner Vorstadt-Politiker.
So, und wer Kontakte hat, muss geben und nehmen. Und dann schaukelt sich das Hoch.
Wer (Bundes)Minister ist, hat keine Blütenweiße Weste. Diesen Typ gab es nie, und wird es nie geben. Nur dem einen wird – weil er zu beliebt ist oder zu erfolgreich – eben die Vergangenheit durchleuchtet und dem anderen nicht.