Ich wohne ja hier in einem Landstrich, der etwa 60 KM von dem Salzstock Gorleben entfernt liegt. Und wo in der übernächsten Woche die nächsten Castoren angerollt kommen.
Nun gab es ja, wie jeder weiß, vor etwas mehr als einem Jahr die Bundestagswahl.
Aus dem Wahlkreis Lüneburg / Lüchow-Dannenberg wurde ein Mann der CDU nach Berlin entsandt, der damals noch - zumindest in den Wahlkampfveranstaltungen - versprach, sich dafür einzusetzen, das man sich auf die Suche nach Alternativen zur Atomkraft macht.
Heute hört sich das ganze ein wenig anders an, und er stimmt(e) - vielleicht nicht zuletzt auch aufgrund eines möglichen Fraktionszwangs - für die Laufzeitverlängerung der AKW's.
Daraufhin wurde nun in einem Leserbrief in der hiesigen Tageszeitung gefordert, das man - da er nur mit 33% der Wählerstimmen entsandt wurde - eine Stichwahl durchführen solle, um das wieder gerade zu rücken.
Auch wenn die Wahlbeteiligung bei etwas mehr als 74 % gelegen hat und er davon eben nur ein Drittel der Stimmen bekommen hat, so wurde er ja immer noch mit demokratischer Mehrheit gewählt. Was soll dort eine Stichwahl ausrichten, die nur auf der momentanen Unzufriedenheit beruhen würde.
Würde es in der Bundesrepublik dann nicht ständig irgendwo irgendwelche Sichwahlen geben?
Liegt das Problem nicht viel tiefer? Nämlich in der trotz allem noch zu niedrigen Wahlbeteiligung? Mit 74 % sind zwar 3/4 der Wahlberechtigten losgegangen und haben ihre Stimme abgegeben.
Andererseits sind damit aber immer noch 25 % - und damit in dem angesprochenen Wahlkreis mehr als 44tsd. Menschen - nicht zur Wahl gegangen.
Vielleicht rüttelt diese momentane Situation aber auch diejenigen auf, die sich der Möglichkeit wählen gehen zu können entzogen haben. Man kann zwar immer auf die bösen Politiker schimpfen, und sich über die daraus resultierende Politikverdrossenheit beklagen.
Aber wer wenn nicht der Bürger selbst hat die Möglichkeit das zu ändern? Und das, in dem er sich nur einmal läppische fünf Minuten seiner Zeit für das Kreuzchen nimmt!